Deutschland, Krimi

Carla Berling. Tunnelspiel – Ira Wittekind 3 (2015)

Reporterin Ira Wittekind macht eigentlich gerade einen entspannten Spaziergang durch Bad Oeynhausen mit ihrem Freund Andy, als sie das Polizeiaufgebot am alten Schlachthof bemerken. Scheinbar wurde eine Leiche gefunden. Doch wer ist der Tote? Iras Neugier ist geweckt und ihr Chef erwartet spannende Reportagen. Am Ende allerdings enthüllt Ira mehr, als ihr lieb ist.

Der erfolglose Verleger Lorenz Brenner wird tot auf dem Gelände des alten Schlachthofs gefunden. Das bekommt Ira Wittekind schnell heraus, denn sein Auto parkt etwas versteckt in der Nähe. Wie Brenner zu Tode kam, erfährt Ira schließlich auch, nachdem sie die Teenager aufgespürt hat, die die Leiche gefunden hatten: Natürlich haben sie Fotos gemacht, um diese zu posten. Brenner war nackt an eine Wand gebunden, sein Körper trug Anzeichen von Sadomaso-Spielchen. Kann dabei etwas schiefgegangen sein, sodass Brenners Tod ein Unfall war?

Motive en masse

Dann allerdings stellt sich heraus, dass Brenners Domina für Ira keine Unbekannte ist. Hella Debruyn wohnt im selben Haus wie Ira, ist aber seit ein paar Tagen verschwunden. Untergetaucht? Doch dann meldet sich Hella bei Ira und bittet sie, den Mord an Brenner aufzuklären, sie sei es nicht gewesen, war aber natürlich in der Nähe. Ira weiß zwar nicht so ganz, ob sie ihrer Nachbarin glauben kann, aber da sie sowieso für ihre Artikel recherchieren muss, spricht sie mit vielen Menschen: Brenners Ehefrau, seine Mitarbeiterin, seine Autoren – und stellt fest, dass jeder von ihnen ein starkes Motiv für einen Mord gehabt hätte. Aber hätte einer von ihnen wirklich diese Mordmethode gewählt? Dann stößt Ira auch noch auf einen alten Mordfall, in den Brenners Familie verwickelt war …

Blutleer

Neben dem Fall wird auch immer wieder aus Iras Privatleben berichtet, von Freund Andy und seinen beiden Tanten, vom Hund „Tante Erna“, von einer wiedergefundenen Freundin … Aber irgendwie bleibt das alles etwas blutleer. Die beiden Tanten führen zwar bemüht lustige Dialoge in Dialekt, der diese Stellen schwer lesbar macht, trotzdem werden sie für den Leser nicht wirklich lebendig. Auch Andy ist ein Versatzstück, ja selbst Protagonistin Ira funktioniert vor allem. Zwar äußert sie ihre Empörung angesichts dessen, was sie über Brenner herausfindet, aber das bleibt ziemlich oberflächlich. Und das Dorfleben mit Iras Spaziergängen ist einfach nur langweilig und absolut überflüssig. Auch wenn ich mich über eine Protagonistin gefreut habe, die Mitte 50 ist, ohne dass das aber wirklich eine Rolle spielt, hat mich der Krimi eher enttäuscht: Ein grausamer Tod in einem recht blutleeren Krimi.

Carla Berling. 2015. Tunnelspiel. München: Heyne, 2018. (Ira Wittekind 3)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

In dieser Serie bisher erschienen

Berling, Carla. 2013. Sonntags Tod. München: Heyne. (Ira Wittekind 1)
Berling, Carla. 2014. Königstöchter. München: Heyne. (Ira Wittekind 2)
Berling, Carla. 2015. Tunnelspiel. München: Heyne. (Ira Wittekind 3)
Berling, Carla. 2017. Mordkapelle. München: Heyne. (Ira Wittekind 4)

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