Frankreich, Guernsey, Krimi

Catherine Simon. Kalter Hummer – Kommissar Leblanc 5 (2020)

Sonderermittler Kommissar Jacques Leblanc ermittelt auf Guernsey. Hier lebt der reiche Reeder Henri Chabot. Seit einiger Zeit erhält er Drohbriefe, die seine Frau Lucile beunruhigen. Dabei bleibt es nicht: Leblanc verschwindet spurlos und Chabot wird tot aufgefunden.

Seit seinem letzten Fall in der Normandie hat Kommissar Jacques Leblanc einige Veränderungen durchgemacht. Statt vorzeitig in Rente zu gehen, ist er zum Sonderermittler ernannt worden, gemeinsam mit Freundin Marie lebt er in Paris. Leblancs Vorgesetzter ist der Polizeipräfekt persönlich, der ihm in diesem Band einen besonderen Fall überträgt. Lucile Chabot lebt zwar auf Guernsey, wo die französische Polizei nicht ermitteln darf, aber ihr Vater hat beste Beziehungen. Deshalb soll Leblanc auf Guernsey quasi heimlich die Sache mit den Drohbriefen untersuchen, die Lucile so beunruhigen.

Undercover

Auf Guernsey angekommen beschließen Leblanc und Lucile, ihn als entfernten Cousin auszugeben, der als Journalist zu Recherchen auf die Kanalinsel gekommen ist. Allerdings ist Ehemann Henri nicht gerade begeistert von der Neugierde des Gastes und im Umgang mit dem Internet durchaus versiert … Als der Reeder eines Abends tot im Hof unter seinem Bürofenster gefunden wird, wird die Polizei Guernseys aktiv, allen voran Matilda Wilson. Suizid? Unfall? Oder doch Mord? Es stellt sich heraus, dass so einige Menschen mit Chabots Art ihre Probleme hatten, allen voran die eigenen Söhne aus der ersten Ehe …

Ein Kommissar verschwindet

Leblancs Undercover-Einsatz ist nicht sonderlich erfolgreich, denn schnell ist der Kommissar verschwunden. Chabot erklärt seiner Frau, dass der Kommissar plötzlich abreisen musste, aber so ganz kann Lucile das nicht glauben. Auch Marie erfährt in Paris, dass ihr Lebensgefährte verschwunden ist und kommt voller Sorge nach Guernsey. Verrate ich zu viel, wenn ich schreibe, dass Leblanc wieder auftaucht, damit er sich an den Ermittlungen zu Chabots Tod beteiligen kann?

Unterhaltsamer Krimiplot

Insgesamt finde ich es schwierig, etwas über den Krimi zu sagen, weil der Ablauf teilweise ungewöhnlich ist. Dass Leblanc ziemlich zu Anfang verschwindet, sagt dem Leser schon, dass er bald wieder auftauchen muss. Ein Geheimnis ist das nicht, auch wenn es durchaus für etwas Spannung sorgt. Den Krimiplot fand ich beim Lesen ganz gut, ein paar Fährten, ein paar Überraschungen, da spielte auch der Umzug des Reeders von St. Malo nach Guernsey eine interessante Rolle.

Kuriositäten

Allerdings hatte die Autorin der Insel eine ziemlich negative Rolle zugedacht, was ich sehr schade finde. Denn Guernsey ist nicht nur verachtenswertes Steuerparadies, sondern bietet auch wunderschöne Landschaft und eine spannende Geschichte. Auch was das Privatleben des Ermittlers angeht, hat sich die Autorin weit aus dem Fenster gewagt – aber leider nicht sehr gekonnt. Der Stil ist gerade dort, wo die Handlung richtig modern sein soll, mächtig betulich, das liest sich höchst kurios. Und bleibt selbst bei den Beteiligten schlicht und unreflektiert … Hat die Autorin so wenig von ihrem Krimi gehalten, dass sie meinte, unbedingt etwas ganz Ungewöhnliches einbauen zu müssen? Dann wäre wenigstens etwas Geschick dabei wünschenswert gewesen.

Ansichtssache

Weil der Ansatz dieses Krimis sich gut anhörte, spannender Plot, interessante Figuren, vielversprechender Schauplatz, hat er bei mir vielleicht zu hohe Erwartungen geweckt. Die Charaktere haben nicht besonders viel Tiefgang, die Erzählweise ist nicht immer geschickt oder angemessen – und auf jeden Fall kommt Guernsey viel zu schlecht weg in diesem Krimi. Aber das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung.

Catherine Simon. Kalter Hummer. München: Goldmann, 2020. (Kommissar Leblanc 5)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Mehr zur Autorin und ihrer Krimi-Serie auf der Autorenseite Catherine Simon.

2 Gedanken zu „Catherine Simon. Kalter Hummer – Kommissar Leblanc 5 (2020)“

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