Frankreich, KrimiLiebe

Christine Cazon. Mörderische Côte d’Azur – Kommissar Duval 1 (2014)

Noch bevor Commissaire Léon Duval nach seinem Umzug alle Koffer ausgepackt hat, wird er von seinen neuen Chefs in Cannes zu einem Mord gerufen: Der bekannte Filmemacher Serge Thibaut wurde während einer Filmvorführung erschossen. Wegen des Filmfestivals ist Cannes sowieso im Ausnahmezustand, die Presse nimmt sofort die Fährte auf. Und Duval muss bei einem brisanten Fall ins kalte Wasser springen und einen Mörder finden.

Bei diesem Krimi, dem Erstling von Autorin Christine Cazon, ist der Leser gleich mitten im Geschehen und in der Perspektive der Detektivfigur: Ein Anruf des Staatsanwaltes ruft Duval zu einem neuen Fall – während er gerade eine Handtuchstange in seinem neuen Bad montieren will. Die Aussicht auf den Fall macht Duval nervös und damit sofort menschlich.

Von null auf hundert

Duval ist gerade erst nach Cannes gezogen, in das von seinem Vater geerbte Haus. Die neuen Kollegen kennt er noch nicht und so beginnt er diesen ersten Fall in Cannes ebenso wie der Leser: reichlich verwirrt von all den neuen Namen und Funktionen und Befindlichkeiten. Dazu spürt er die Vorbehalte der Menschen hier, Duval ist der “Kommissar aus Paris”, dem will man es nicht zu leicht machen.

Menschlich und moralisch

Also kämpft sich Duval durch das Dickicht der Verwaltung und Bürokratie, tritt auch mal in ein Fettnäpfchen und ist genervt von Vorgesetzten und deren Vorgaben. Dass jemand reich und einflussreich ist, ist für Duval kein Grund, denjenigen nicht genau unter die Lupe zu nehmen. Vor allem, wenn es um einen solch schlimmen Verdacht geht, wie er Duval zu schaffen macht.

Die Wichtigkeit des Schauplatzes

Mit Léon Duval hat Autorin Christine Cazon eine sympathische Detektivfigur geschaffen, die intelligent ermittelt und handelt, aber kein Übermensch ist. Das Privatleben Duvals kommt auch zur Sprache, nimmt aber keinen zu großen Raum ein. Cannes als Schauplatz ist allerdings jederzeit präsent, detaillierte Orts- und Wegbeschreibungen scheinen dem Leser ein gutes Bild der Stadt zu vermitteln.

Unterhaltsamer Serienauftakt

Cazons schlichter Schreibstil ist sehr gut zu lesen. Viele Dialoge geben dem Leser das Gefühl, ganz nah am Geschehen zu sein. Kein Geniestreich im Bereich der Kriminalliteratur, aber ein unterhaltsamer, klarer Krimi vor südfranzösischer Kulisse, mit ganz interessanten Figuren und Einblicken in die französische Bürokratie. Und vor allem mit einem Protagonisten, von dem man doch gerne mehr erfahren möchte …

Ganz im Trend

Mörderische Côte d’Azur ist ganz klar ein Krimi, der versucht auf einen Trend aufzuspringen. Regionalkrimis boomen in den letzten Jahren/Jahrzehnten. Neben deutschen Regionalkrimis sind 2014 etliche Krimis erschienen, die in Südfrankreich spielen – und die Autorennamen lesen sich wie eine Reihe schlechter Pseudonyme. Wer schreibt hier wirklich? Sind all diese Krimis nur lieblose Massenware, produziert, weil die Nachfrage gerade da ist?? Als Krimiliebhaber fühlt man sich ein wenig verschaukelt, die Autoreninfos glaubt sowieso niemand mehr.

Gekauft hätte ich mir das Buch aus diesen Gründen nicht, und doch hat das Cover mich neugierig gemacht. Und ich musste feststellen, dass ich den Krimi nicht so schlecht fand, wie ich befürchtet hatte. Was vermutlich daran liegt, dass ein gut konstruiertes Grundgerüst schon den halben Krimi ausmacht. Wenn dann noch die Sprache behagt, hat man nette Unterhaltung. Mehr erwarte ich von einem Krimi in der Regel erst einmal nicht.

Christine Cazon. Mörderische Côte D’Azur. Der erste Fall für Kommissar Duval. Kiepenheuer & Witsch, 2014.

Mehr zur Autorin und zur Serie auf der Autorenseite Christine Cazon.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalley.de!

2 Gedanken zu „Christine Cazon. Mörderische Côte d’Azur – Kommissar Duval 1 (2014)“

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