Deutschland, KrimiLiebe

Ella Dälken. Tot überm Zaun – Cosma Pongs 1 (2017)

Cosma Pongs, Mitte 60 und selbst ernannte Kriminalexpertin, ermittelt im Fall eines toten Schrebergärtners in Düsseldorf. Unterstützung erhält die exzentrische Krimi-Autorin dabei von den anderen Mitgliedern ihrer WG. Ihre Tochter Paula, Kriminalkommissarin, sieht es allerdings weniger gerne, dass ihre Mutter ihr immer wieder in die Quere kommt …

Die Düsseldorferin Renate Pongs nennt sich lieber Cosma, das ist auch der Name, unter dem die Mittsechzigerin Kriminalromane schreibt. Auch in ihrer Umgebung wittert sie stets Verbrechen, die sich aber bisher doch immer als Fehlinterpretationen herausgestellt haben. Doch als sie an diesem Morgen mit einem Mitbewohner zu einem Spaziergang in die nahe gelegenen Schrebergärten aufbricht, ist Cosma sicher, dass ihnen heute ein echtes Verbrechen begegnen wird. Und tatsächlich: Wie bestellt liegt ein Toter in einem der Gärten. Herzinfarkt? Nein, Cosma weiß, dass sie einen Mörder finden muss.

Cosma Pongs ermittelt

Ohne zu zögern nimmt Cosma Pongs die Ermittlungen auf, denn ohne ihre Erfahrung kann das sonst ja nichts werden. Mit ihrem gelben Cape, roten Gummistiefeln und den Mitbewohnern aus ihrer Krimi-Autoren-WG – Kater Alfred mit dem Alkoholproblem immer im Schlepptau – verfolgt Cosma Spuren, belauscht Verdächtige, bricht schon mal ein und lässt sich auch von einem polizeilichen Absperrband nicht aufhalten. Dass die zuständige Kommissarin ihre Tochter Paula ist, nützt Cosma zu ihrem Leidwesen nicht viel, denn Paula verrät nichts und will sich auch partout nicht helfen lassen.

Der Mörder ist ein Gärtner – oder?

Bei dem Toten handelt es sich um Roland Baumann, ein Schrebergärtner, der sich scheinbar auf einem persönlichen Kreuzzug befand, um dem Bundeskleingartengesetz (das gibt es wirklich) zur Geltung zu verhelfen. Das machte ihn bei seinen Vereinskameraden natürlich nicht gerade beliebt. Beim Sommerfest am Tag nach dem Mord kommen die Ermittler mit den Verdächtigen zusammen: dem laschen Vereinsvorsitzenden Uwe Schulze und seiner dominanten Frau Agnes, Baumanns Witwe Gaby, dem Eishockeyspieler Marcel Schilling, der esoterisch angehauchten Siglinde, mit der sich Cosma übrigens sofort bestens versteht. Ihr Hauptverdächtiger ist der Sportler Marcel, denn dessen Hecke ist viel zu hoch und ein Kleingärtner kann ein so junger Mann doch gar nicht sein.

Humorvolles Spiel mit Klischees

Übereifrig und völlig überzeugt von ihrer eigenen Unentbehrlichkeit mischt sich Cosma überall ein und übertritt alle Grenzen. Wäre nicht der Zufall ihr wichtigster Verbündeter, hätte sie diesen Fall weder aufgeklärt noch überlebt. Der Krimi ist ganz unterhaltsam geschrieben, er lebt von seiner skurrilen Hauptfigur und ihren sonderbaren Mit-Ermittlern. Figuren und Handlung spielen mit üblichen Klischees, Stereotypen und Erwartungen, im Bemühen um Humor übertreibt die Autorin dabei gelegentlich und überschreitet die Grenze zum Nervigen. Doch der Verlauf dieser Grenze wird ja individuell sehr verschieden empfunden und ich bin sicher, dass das Buch begeisterte Leserinnen finden wird.

NB: Ein vergleichbares Mutter-Tochter-Duo taucht übrigens bei Nadja Quint, Halbe Miete (2015) und Hohes Tier (2017), auf. Auch bei Quint ist die Mutter die zentrale Figur, die laienhafte Ermittlungen anstellt, während die Tochter die Profis repräsentiert. Allerdings ist Quints Mutterfigur Lilo Gondorf keine Exzentrikerin, aber doch durchaus eigenwillig.

Ella Dälken. Tot überm Zaun. Cosma Pongs ermittelt. München: Heyne Verlag, 2017.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

In dieser Serie bisher erschienen

Dälken, Ella. 2017. Tot überm Zaun. München: Heyne Verlag, 2017. (Cosma Pongs 1)
Dälken, Ella. 2018. Tot im Winkel. München: Heyne Verlag, 2018. (Cosma Pongs 2)

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