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Gabrielle Zevin. Die Widerspenstigkeit des Glücks (2015)

Die Widerspenstigkeit des Glücks ist vor allem ein Roman über das Lesen und die Liebe zu Büchern, zur Literatur. Protagonistin ist eine Buchhandlung und ihr Personal: Der exzentrische Buchhändler A.J. Fickry, seine Tochter Maya und Verlagsvertreterin Amelia Loman. Ein Roman also, der bei begeisterten Lesern sofort auf Interesse stößt. Dementsprechend sind auch schon viele, viele Rezensionen auf Bücher-Blogs zu finden …

Verlagsvertreterin Amelia Loman ist noch relativ neu in ihrem Job, als sie nach Alice Island fährt, um dem Besitzer der Buchhandlung “Island Books” das Herbstprogramm ihres Verlags vorzustellen. Buchhändler A.J. Fickry zeigt sich nicht sehr zugänglich, die Bücher entsprechen nicht seinem Geschmack und Höflichkeit gehört nicht zu seinen Tugenden.

Trauernder Witwer, spezieller Literaturgeschmack

A.J. leidet immer noch unter dem Tod seiner Frau, mit der gemeinsam er die Buchhandlung gegründet hat. Fast widerwillig führt er das Geschäft weiter, denn die Käufer seiner Bücher haben leider keinen so exklusiven Literaturgeschmack wie er. A.J. wird erst wieder menschlicher, als er eines Tages in seinem Laden die zweijährige Maya findet. Auf einem Zettel bittet ihre Mutter, dass er sich um das Mädchen kümmert.

Zurück ins Leben

Maya ist sehr aufgeweckt und liebt Bücher ebenso sehr wie ihr Adoptivvater. Der entdeckt dann auch, nachdem er sie vier Jahre kennt, wie interessant er Amelia findet. Aus ihnen wird ein Paar, später auch ein Ehepaar. Den Weg zur Liebe ebnen viele Gespräche über Bücher und Literatur. Auch in die Buchhandlung zieht wieder Leben ein, mehrere Buchclubs tagen in “Island Books”, A.J. wird auch weniger streng in seinen Anforderungen an seine Kunden.

Das Happy-End des Romans befindet sich irgendwo in der Mitte des Buches, am Ende wechselt “Island Books” den Besitzer und die Gründe sind nicht sehr erfreulich.

Oberflächlich erzählte Handlung

Wie man an dieser knappen Zusammenfassung schon erkennen kann, umspannt die Handlung mehrere Jahre, der Roman aber nur knapp 180 (E-Book-)Seiten. Da bleibt kein Platz für Beschreibungen von Orten oder Menschen, kein Platz für Details, die sich nicht auf Bücher beziehen, kein Platz für Gefühle oder ausführliche Charakterisierungen. Was und wie es erzählt wird, ist wirklich gut, die Menschen werden einigermaßen lebendig, aber leider bleibt die Geschichte recht oberflächlich. Als Leser erfährt man vom Leben der Protagonisten quasi “in groben Zügen”. Oft kann man aus dem Verhalten natürlich auf Charaktereigenschaften oder Gefühle schließen, aber leider viel zu selten.

Weiterführende Lektüre empfohlen

Am meisten über A.J. und Amelia lernt man vermutlich, wenn man ihre bevorzugten literarischen Werke kennt. Und vermutlich eröffnen sich neue Perspektiven auf den Roman, wenn man den Literaturempfehlungen A.J.s für Maya folgt, die sich am Beginn jedes Kapitels befinden. Vermutlich sollte man alle diese Romane und Kurzgeschichten ebenfalls lesen, um Die Widerspenstigkeit des Glücks besser schätzen zu können. Aber, Hand aufs Herz, wer von uns “normalen” Lesern wird das schon machen?

Sehr viel Buchbegeisterung

Wenn also auch die Menschen in diesem Roman ein wenig zu kurz kommen, so hat die Literatur hier doch einen großen Auftritt. Die meisten Leser werden deshalb ein wenig ihrer eigenen Begeisterung für Bücher in diesem Roman wiederfinden und ihn vermutlich schon deshalb lieben.

Gabrielle Zevin. Die Widerspenstigkeit des Glücks. München: Diana, 2015. | Original: The Storied Life of A. J. Fikry. Chapel Hill, NC: Algonquin, 2014. Übersetzung Renate Orth-Guttmann.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

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