Italien, Krimi

Gianni Volpe. Kalte Schatten über der Toskana (2017)

Commissaria Vittoria Pucci arbeitet in Florenz für das Centro Interregionale della Coordinazione in Casi Eccezionali – doch überregionale Fälle gibt es eigentlich nie. Als allerdings in zwei unterschiedlichen Polizeibezirken zwei Leichen gefunden werden, die zusammenzuhängen scheinen, wird Vittoria gebeten, inoffiziell zu ermitteln und ihrem Onkel Emilio, Polizeipräsident in Rom, zu berichten. Doch Vittoria findet viel mehr heraus, als einigen römischen Politikern recht ist …

Die Geschichte beginnt in der ländlichen Toskana, wie Urlauber sie kennen, und mit dem Kater Gherardo, der einen ganz besonderen Fund macht – womit die Idylle auch schon endet: Er hat einen menschlichen Finger zum Ferienhaus geschleppt, in dem auch Commissaria Vittoria Pucci ein paar Tage ausspannen wollte. Zuständig ist aber natürlich die lokale Polizei, die bald auch den Rest der Leiche findet.

Inoffizielle Ermittlungen mit Auftrag

Eine zweite Leiche wird in einem anderen Bezirk gefunden, bei beiden fällt die Identifizierung zunächst schwer, ein Zusammenhang zwischen beiden scheint aber zu bestehen. Vittoria ist zwar neugierig, aber erst, nachdem ihr Onkel Emilio ihr offiziell den Auftrag zur Koordination – inoffiziell zu Ermittlungen – gegeben hat, beginnt sie mit ihren Nachforschungen. Unterstützt wird sie dabei sowohl von ihrem Chef als auch von den beiden Praktikanten. Dabei machen sie gute Fortschritte, stoßen bald auf einen Zusammenhang mit dem Russen Arkadi Ruselnikow, der so reich ist, dass er in der Region einiges zu sagen hat und ihm das Städtchen Forte dei Marmi praktisch gehört.

Die nationalen Interessen

Je näher Vittoria und ihr Team allerdings der Aufklärung des Falles kommen, desto ernsthafter werden auch die Warnungen von allen Seiten, dem Russen nicht zu nahe zu treten. Auch in Rom will man nur die Wirtschaftskraft des Russen und mögliche Investitionen in der Region sehen, ansonsten stellt man sich lieber blind. Trotz des kontinuierlichen Lavierens zwischen Nicht-Zuständigkeiten und So-tun-als-ob-man-gar-nichts-findet, zwischen Auftrag, Warnungen und Drohungen ermittelt Vittorias Team den Täter, aber per Order „von oben“ ist der Fall mit der Überführung der Handlanger abgeschlossen. Der wahre Täter soll ungeschoren davonkommen … Das kann Vittoria nicht zulassen.

Unterhaltsam trotz Schwächen

Die schwierigen Ermittlungen inmitten der diversen Aufträge und Empfindlichkeiten schildern die Autoren ganz gut, als Leser wirft man einen interessanten Blick hinter die touristischen Kulissen der Toskana. Das ist vermutlich ein wenig überzeichnet, im Gegensatz dazu fehlt es anderer Stelle: Zu viel der Handlung ist einfach zusammenfassend beschrieben, der Leser wird damit auf Distanz gehalten. Auch Protagonistin Vittoria bekommt nicht so richtig einen eigenen Charakter, während sie sich am Schluss des Krimis als extrem sonderbar erweist …

Gianni Volpe. Kalte Schatten über der Toskana. Ein Fall für Vittoria Pucci. München: Dotbooks, 2017.

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