Deutschland, Krimi

Katharina Peters. Deichmord – Romy Beccare 6 (2017)

Eine anonyme Terrorwarnung ist im Sande verlaufen. Doch damit kann sich Romy Beccare, Kommissarin in Bergen auf Rügen, nicht abfinden. Irgendeinen Grund für diesen Hinweis muss es geben! Sie und ihr Team gehen noch einmal anders an die Sache heran – und siehe da: Vier tote Frauen, die alle irgendetwas mit dem Gästehaus Magold zu tun hatten …

Zwar ist nur eine der weiblichen Leichen „aktuell“, Birte und Luise verschwanden bereits 1990 bzw. 1993 spurlos, Karin Maier wurde 1999 tot aufgefunden. Die Tote, die gerade auf einer verlassenen Mülldeponie in Stralsund gefunden wurde, wird zuerst als Sofia Berg identifiziert. Allerdings ist auch sie bereits ein bis zwei Jahre tot, eine Vermisstenmeldung gibt es nicht.

Der gemeinsame Nenner

Alle vier Frauen waren kurz vor ihrem Tod im Gästehaus Magold in Ralswiek, auf das auch besagte Terrorwarnung bereits aufmerksam machte. Was, wenn es gar nicht um Terrorismus ginge, sondern jemand durch den anonymen Hinweis erreichen wollte, dass sich die Polizei mit diesen Todesfällen beschäftigt? Aber wem könnte daran liegen, dass die Fälle aufgeklärt werden, aber er nicht in den Fokus rückt?

Ein Ex-Polizist

Der Besitzer des Gästehauses, Rolf Magold, ist ein ehemaliger Polizist, der vor vielen Jahren aus dem Dienst ausscheiden musste, nachdem ein flüchtender Bankräuber ihn ins Bein geschossen hatte. Danach hatte er die Pension von seinen Eltern übernommen. Hat er die toten Frauen auf dem Gewissen? Dass sein Gästehaus bei den Nachforschungen zum Hintergrund der verschwundenen bzw. toten Frauen immer wieder auftaucht, kann doch kein Zufall sein?

Überraschende Wendungen

Doch wer alle Todesfälle auf einen Streich aufklären will, muss sich auf Überraschungen gefasst machen. So stellt sich heraus, dass die aktuelle Tote gar nicht Sofia Berg, sondern Sandra Höger hieß, scheinbar lebte sie jahrelang unter falschem Namen in Norwegen. Ihr Lebensgefährte dort heißt auch nicht wirklich Emil, nicht nur das macht ihn verdächtig. Dann gibt es da noch einen ehemaligen Arbeitgeber von Sandra, den Hörgeräteakustiker Torsten Berger, der ihr damals nachstellte …

Verdächtige im Dutzend

Als weitere Verdächtige werden Michaela Brandt, die Schwester von Karin Maier, eingeführt, ihr Mann Peter Brandt, dessen ehemaliger Kollege Lukas Briehl. Die beiden haben zur Wendezeit unrühmliche Rollen bei der Übernahme eines Betriebes gespielt und Karin hatte einen starken Hang zur Schnüffelei. Mit der kann sie allerdings auch Charlotte Magold, Rolfs Tochter, gegen sich aufgebracht haben, mit der sie mal befreundet war. Oder vielleicht Charlottes Sohn Kostja oder ihr Bruder Jonathan? Und was ist eigentlich mit dem Polizisten, der damals den Tod von Karin Maier untersucht hat? Und dem Deponiearbeiter, der mal mit Sandra Höger liiert war?

Vier Fälle – wie viele Täter?

Vier Todesfälle über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren und viele, viele Verdächtige. Romy Beccare und ihr Team wissen lange nicht, ob sie eigentlich einen Mörder suchen oder mehrere … und der Leser rätselt gespannt mit. Die vielen Verdächtigen, deren Nachnamen auch noch sehr häufig mit dem Buchstaben „B“ anfangen, sorgen gelegentlich für etwas Verwirrung. Doch immerhin gelingt es Autorin Katharina Peters jeder Figur mit wenigen Worten ein paar Eigentümlichkeiten oder bestimmte Charakterzüge mitzugeben, sodass man als Leser nicht zu sehr ins Schwimmen gerät.

Gute und spannende Krimikost

Auch mit dem sechsten Band aus ihrer Rügen-Reihe ist Katharina Peters wieder ein spannender Krimi gelungen, der jedenfalls nicht auf einfache Lösungen setzt. Im Vergleich zu den ersten Bänden der Serie ist Deichmord weniger historisch, die DDR-Vergangenheit kommt nur ganz am Rande ins Spiel. Eine größere Rolle spielt in diesem Fall die Vergangenheit einzelner Personen bzw. einschneidende Begegnungen, die für Konflikte sorgten. Damit dieser Hintergrund, und damit die Mordmotive, gut rüberkommen, hätte es allerdings ein wenig mehr Psychologie gebraucht, dafür bleibt der Krimi dann noch zu sehr an der Oberfläche. Doch Peters hat die unterschiedlichen Fäden ihres Krimis ganz geschickt verknüpft, die Ermittlungen wirken recht realitätsnah, die Figuren sind, zumindest für einen Krimi, gut charakterisiert: Auch wenn ich persönlich die ersten Bände der Serie mit dem historisch-politischen Hintergrund besser fand, ist Deichmord gute und spannende Krimikost.

Katharina Peters. Deichmord. Ein Rügen-Krimi. Berlin: Aufbau, 2017. (Romy Beccare 6)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

Mehr zur Autorin und ihren diversen Krimi-Reihen auf der Autorenseite Katharina Peters.

2 Gedanken zu „Katharina Peters. Deichmord – Romy Beccare 6 (2017)“

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