Italien, Krimi

Natasha Korsakova. Tödliche Sonate (2018)

Cornelia Giordano, einflussreiche Inhaberin einer Musikagentur in Rom, wird die Kehle durchgeschnitten – eine grausame Tat, die auf einen sehr emotionalen Hintergrund deutet. Commissario Di Bernardo findet zwar viele Verdächtige, viele Motive, doch eine heiße Spur ist nicht dabei. Dann wird Cornelias Nichte Arabella überfallen. Ein misslungener Mordversuch? Oder ein Ablenkungsmanöver?

Cornelia Giordano war die große alte Dame in ihrer Musikagentur, von den einen geliebt, von den anderen gefürchtet. Ihr Sohn Vincenzo arbeitet in der Mailänder Filiale der Agentur, der zweite Sohn, Boris, scheint das schwarze Schaf der Familie zu sein. Nichte Arabella ist selber eine begabte Violinistin, die ausgerechnet kurz vor dem Mord einen Streit mit ihrer Tante hatte, wie deren Haushälterin berichten kann. Dabei soll es um Geld für ein Musikfestival gegangen sein. Doch könnte das ein Motiv für einen Mord sein?

Der Commissario

Der ermittelnde Commissario, Dionisio Di Bernardo, lange geschieden und frisch getrennt von Polizei-Psychologin Giorgia, ist von der zarten Schönheit Arabellas fasziniert. Doch davon will er sich den Blick auf die Fakten nicht trüben lassen. Auch der Blick in die Welt der klassischen Musik ist neu für ihn, dank Arabellas „Vermittlung“ aber auch faszinierend. Nebenbei kümmert sich Di Bernardo um seinen Sohn Alberto, einen aufgeweckten 17-Jährigen, der genaue Pläne für seine Zukunft hat, aber auch mal Nützliches zum Fall beitragen kann.

Sackgassen

Verschiedene der von Cornelia Giordano vertretenen Künstlern hatten Grund, auf die Agentin wütend zu sein, scheinbar arbeitete sie auch mit Bestechungsgeldern, aber so richtig kommt Di Bernardo bei diesen Spuren nicht voran. Als Arabella niedergeschlagen in einem Park gefunden wird, hofft der Commissario bei allem Mitgefühl auf neue Hinweise, doch die gibt es nicht. Die junge Frau leidet unter einer Amnesie – oder täuscht sie sie nur vor? Di Bernardo und sein Team tappen trotz aller Aktivitäten lange Zeit in eine Sackgasse nach der nächsten, bis Di Bernardo auf eine ganz neue Idee kommt, was hinter diesem vertrackten Fall stecken könnte.

Klassische Musik trifft Krimi

Wer mit Musik überhaupt nichts anfangen kann, dem wird es vermutlich mit diesem Krimi ähnlich gehen. Die klassische Musik spielt eine große Rolle, an den Beschreibungen des Geigenspiels von Arabella merkt man, dass die Autorin selber Violinistin ist und genau weiß, wovon sie schreibt – und das auch noch sehr gut in Worte fassen kann. Dazu kommen ganz interessante Charaktere mit individuellen Zügen, ein bisschen Lokalkolorit, etwas Sozialkritik, ein wenig verschähte Liebe und anderes Menschliches. Historische Szenen, in denen Antonio Stradivari agieren darf, führen den Leser früher auf die richtige Spur als den ermittelnden Commissario, trotzdem ist das Geschehen nie langweilig, sondern immer recht spannend und sehr unterhaltsam geschrieben.

Natasha Korsakova. Tödliche Sonate. Ein Fall für Commissario Di Bernardo. München: Heyne, 2018.

Vielen Dank an Random House für das Rezensionsexemplar.

Und ganz herzlichen Dank an Autorin Natasha Korsakova, die mir das Hörbuch zum Roman geschenkt hat! Dort spielt sie selber auch einige Violin-Stücke – insgesamt ein toller Hörgenuss!

Und was meinst du dazu?