Deutschland, KrimiLiebe

Nicola Förg. Mordsviecher – Irmi Mangold 4 (2012)

Als die Polizei zu einem abgelegenen Hof gerufen wird, sind die Männer geschockt und rufen Verstärkung. Auch die Kommissarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl rücken an und sehen die schrecklichen Bilder: verwahrloste Tiere, tote Tiere, verletzte Tiere. Und zwar sehr, sehr viele.

Animal Hoarding ist eines der Themen in diesem Buch. Dass es ein Krimi wird, ist zunächst nicht einmal so klar, denn der Tote, der schließlich auch auf dem Hof, in einem Raum voller Schlangen, Skorpione und Spinnen, gefunden wird, ist scheinbar von seiner eigenen Mamba getötet worden. “Reptilienunfall” nennen es die Fachleute im Buch.

Blicke hinter die Fassade des Opfers

Das Opfer ist der angesehene Produzent von Daunenschlafsäcken Kilian Stowasser. Unternehmer des Jahres, Daunen nur aus genau kontrollierten und artgerechten Haltungen – doch Irmi und Kathi blicken schnell hinter die Fassade und dort sieht es weniger schön aus. Zwei Jahre früher ist Stowassers Frau unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Davor erschütterte ein Skandal das Geschäft, als Stowasser nachgewiesen wurde, dass er Daunen aus Lebendrupf verwendete.

Tierschützer unter Mordverdacht

Doch mit einer cleveren PR-Strategie hat Stowassers Schwägerin den Ruf Stowassers und das Geschäft wieder hergestellt. Allerdings glaubten nicht alle an den schönen Schein: ein paar Tierschützer und auch eine Lokaljournalistin kämpften gegen den Unternehmer. Und stehen damit natürlich unter Mordverdacht. Zusammen mit einer Schwarzen Mamba.

Noch ein Regionalkrimi …

In gewisser Weise ist Mordsviecher natürlich Dutzendware. Noch einer von diesen Regionalkrimis, die immer mehr werden. Was natürlich kein Wunder ist, denn sie werden gelesen, gekauft – auch Bücher unterliegen letztlich dem wirtschaftlichen Grundsatz von Angebot und Nachfrage. Und die Nachfrage besteht ja offensichtlich. Was ich im Übrigen sehr gut verstehen kann, ich mag Regionalkrimis auch ganz gerne. Sie bieten meistens gute Unterhaltung, ein bisschen Krimi, aber nicht zu “blutig”, ein bisschen Lokalkolorit, alles eine leicht verdauliche Mischung.

… und doch etwas anders

Leicht verdaulich allerdings ist das Thema dieses Krimis allerdings nicht, die Bilder der durch Vernachlässigung gequälten Tiere sind eindringlich. Eine Mamba als Mörderin, das kommt wohl auch nicht allzu oft vor.

Anders ist auch die Protagonistin: Eine Kommissarin um die 50 entspricht nicht gerade dem gängigen Klischee der Ermittler. Daneben zwei weitere Frauen, die Männer sind untergeordnet in dieser Polizeistation. Ein Krimi für Frauen?

Solides Hintergrundwissen verständlich vermittelt

Mordsviecher ist ein spannender Krimi (wenn man Leichen nicht im Dutzend erwartet), profundes Hintergrundwissen – da kommt die Journalistin in Nicola Förg zum Vorschein – gut konstruiert und flüssig erzählt in einer angenehmen Sprache. Die Psychologie bleibt eher an der Oberfläche, auch die Charakterisierungen beschränken sich auf wenige Züge – gerade das, was für die Handlung nötig ist. Der Rest bleibt der Fantasie der Leserin überlassen. Dass der Krimi in den Alpen spielt, merkt man allerdings kaum. Ein paar Sätze, die dem Dialekt angenähert sind, ein paar Ortsnamen, eine Trachtenjacke …

Empfehlung

Empfehlen kann ich Mordsviecher allen Krimiliebhabern, die sich halbwegs intelligent unterhalten lassen wollen mit einem eher ungewöhnlichen Fall. Nicht erwarten darf man psychologische Tiefe, ausgefeiltes Privatleben oder das Gefühl, sich tatsächlich in den Alpen zu befinden.

Nicola Förg. Mordsviecher. Ein Alpen-Krimi. München: Pendo | Piper, 2012. (Irmi Mangold 4)

Mehr zur Autorin und ihren Krimiserien auf der Autorenseite Nicola Förg.

2 Gedanken zu „Nicola Förg. Mordsviecher – Irmi Mangold 4 (2012)“

Und was meinst du dazu?