Krimi, Schweden

Viveca Sten. Flucht in die Schären – Sandhamn 9 (2018)

Während die Staatsanwältin Nora Linde ein Verfahren gegen Andreis Kovac anstrengt, in dem es um Steuerhinterziehung gehen soll, bekommen sie, Kommissarin Leila Kacim und Kommissar Thomas Andreasson es noch mit ganz anderen Taten zu tun: Der junge Mann ist groß im Geschäft mit Drogen – und misshandelt seine Frau Mina.

Die junge Mutter Mina Kovac lebt mit der Angst: Sobald ihr Mann Andreis nach Hause kommt, kann die kleinste Kleinigkeit zu einem Gewaltausbruch führen, Gewalt, die ihr Mann an ihr auslässt. Gerade hat nur der Anruf eines Nachbarn bei Polizei und Rettungsdienst Minas Leben gerettet, mit gebrochenen Rippen und anderen Verletzungen liegt sie im Krankenhaus. Und hat weiterhin Angst: Sie kann nicht gegen ihren Mann aussagen, dann bringt er sie um. Womöglich auch ihren kleinen Sohn Lukas.

Schuldig

Als Nora Linde, Staatsanwältin für Wirtschaftsstrafsachen, von der Misshandlung erfährt, plagt sie das schlechte Gewissen. Sie meint, dass Andreis Kovac durch eine Nachlässigkeit von ihr vorzeitig aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. Sie fühlt sich schuldig, möchte Mina helfen. Und das ginge natürlich am besten, wenn Kovac hinter Gitter kommt, möglichst lange. Eine Kombination aus der Wirtschaftssache mit der Misshandlung könnte dies bewirken. Doch dazu muss Mina ihre Angst überwinden und vor Gericht aussagen.

Versteckt

Nora und Leila Kacim können Mina überreden, sich in einem Frauenhaus auf einer Schäreninsel zu verstecken. Doch Kovac versucht alles, um sie zu finden – das bekommen auch Minas Eltern zu spüren, ihr Anwalt, jeder, der versucht, ihr zu helfen …

In kurzen Rückblenden wird außerdem die Geschichte des Kindes Andreis und seiner Flucht aus Bosnien erzählt – eine Entschuldigung? Ein Erklärungsversuch?

Dramatisch – aber

Eine große Rolle spielt Kommissar Thomas Andreasson in diesem Band eigentlich nicht mehr, Nora Linde und ihre Prozessvorbereitungen sind absolut in den Mittelpunkt gerückt. Zur Unterstützung hat sie in Leila Kacim sogar ihre „eigene“ Kommissarin. Das gibt dem Krimi jetzt einen ganz anderen Fokus als in den ersten Bänden. Grundsätzlich kein schlechter Fokus – aber er enttäuscht die Erwartungen, die aus den vorherigen Bänden entstanden sind. Auch das Motiv der misshandelten Ehefrau ist natürlich dramatisch, auch gut und nachvollziehbar dargestellt – aber der Ablauf dann doch recht vorhersehbar. Abgesehen von der netten kleinen Finte am Schluss. Und wann sind eigentlich so viele Alltagsbanalitäten der Protagonisten in die Serie eingezogen? Insgesamt hat mich dieser Band ein wenig enttäuscht – und zwischendurch sogar genervt -, von einem Sten hatte ich anderes und Besseres erwartet.

Viveca Sten. Flucht in die Schären. Ein Fall für Thomas Andreasson. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2018. | Original: I fel sällskap. Stockholm: Bonnier, 2018. Übersetzung Dagmar Lendt.(Sandhamn 9)

Mehr zur Autorin und ihrer Krimi-Serie auf der Autorenseite Viveca Sten.

2 Gedanken zu „Viveca Sten. Flucht in die Schären – Sandhamn 9 (2018)“

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