Krimi, Lieblingsbücher, Schweden

Voosen/Danielsson. Erzengel – Nyström/Forss 6 (2018)

In einer alten Akte entdeckt Pathologin Ann-Vivika Kimsel einige Ungereimtheiten – und die Ermittlungsakten zu dem Fall vor 25 Jahren sind verschwunden. Kommissarin Ingrid Nyström wird neugierig, und je mehr sie und ihr Team nachforschen, desto weniger passt zusammen. Bis der Fall plötzlich brandaktuell wird …

Nach dem Tod ihres ehemaligen Chefs findet dessen Witwe einige alte Akten, die sie bei Pathologin Ann-Vivika Kimsel abliefert. Kimsel sieht die alten Fälle natürlich durch, versucht sie zuzuordnen und korrekt abzulegen. Doch an einem vermeintlichen Selbstmord bleibt sie hängen: Vor 25 Jahren soll Fredrik Sidenvall sich mit einem Gewehr selber in den Unterleib geschossen haben. Auch wenn das technisch vielleicht möglich sei, scheint Kimsel das mehr als unwahrscheinlich.

Verschwundene Akten

Doch die Ermittlungsakten, die vielleicht ihre Fragen beantworten könnten, sind unauffindbar. Immerhin ist schnell klar, dass es sich bei Sidenvall um einen Mörder handelt. Wenige Tage vor seinem Tod hatte er die Mitglieder einer jugendlichen Metalband in ihrem Bus in die Luft gesprengt. Bei Sidenvalls Leiche fand die Polizei ein Schreiben, in dem er seine Schuld bekennt. Nyströms Vorgänger im Amt, Hauptkommissar Gunnar Berg, erinnert sich noch an den Fall.

Verschwundene Leiche

Es stellt sich heraus, dass Sidenvalls rechte Hand, mit der er die Flinte abgefeuert haben soll, gebrochen war. Das schien der Pathologe damals übersehen zu haben. Eine Exhumierung ist angesagt – doch Sidenvalls Sarg ist leer. Kommissar Lasse Knutsson möchte einmal modern sein, und twittert ein Foto des leeren Sargs, was Folgen hat: Der Fall bekommt mehr mediale Aufmerksamkeit, als er jemals haben sollte und setzt Entwicklungen in Gang, die sich niemand gewünscht hätte. Und Knutsson wird aus Nyströms Team versetzt, doch auch in der „Olsenbande“ wird es noch spannend.

Verschwundener Liebhaber

Stina Forss ist auch in diesem Band wieder eine eigenwillige Ermittlerin, die viele Gespräche mit den Familien der ermordeten Jugendlichen führt, die von Göteborg bis Kiruna unterwegs ist, um Fakten zu sammeln. Das lenkt sie vorübergehend ab von ihrer privaten Recherche zu Kent Vargen, dem Mann, der ihr vor einem guten Jahr bei einem Terroranschlag das Leben gerettet hatte und sein eigenes verloren. Dem Mann, der scheinbar gar nicht existierte, bevor er nach Växjö versetzt wurde. Dessen Wohnung schnell und unauffällig geräumt wurde, dessen Besitztümer verbrannt wurden …

Spannung mit Tiefgang

Auch dieser sechste Band der Serie um Ingrid Nyström und Stina Forss ist wieder ein Krimi der Spitzenklasse. Ein verzwickter Fall mit vielen Aspekten, die bisweilen auch unsere moderne Gesellschaft kritisch beleuchten; sympathische und facettenreiche Charaktere mit einem Leben und Gedanken, die sie sehr menschlich machen; Szenen, die so intensiv geschildert werden, dass die Spannung immer wieder geschürt wird. Zusammen ergibt das einen unglaublich spannenden Krimi, der niemals einfach an der Oberfläche der Ereignisse bleibt, sondern immer wieder auch in die Tiefe geht und hinter Fassaden schaut – bei Menschen, bei Beziehungen, in der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik.

Roman Voosen/Kerstin Signe Danielsson. Erzengel. Ein Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2018. (Ingrid Nyström/Stina Forss 6)

Mehr über das Autorenduo Voosen/Danielsson auf der Autorenseite Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson.

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