Deutschland, Roman

Bettina Lausen. Die Journalistin (2024)

1950 in Düsseldorf, Nachwirkungen und Neuanfänge mit Hindernissen.

Die zwanzigjährige Eva Brockmann beginnt 1950 ihre Ausbildung als Kinderpflegerin. Das hat ihr Vater so bestimmt, wie er auch den Verlobten Gert ausgesucht hat. Doch an ihrer Schule geht es nicht nur um Kinder, sondern Eva bekommt einen engagierten Politiklehrer, der den Schülerinnen vermittelt, wie grausam es im sogenannten „Dritten Reich“ zuging. Eva ist zutiefst geschockt, ihr Vater redet von Propaganda der britischen Besatzer.

Suche nach der Wahrheit

Aber die junge Frau lässt sich nicht länger von ihrem Vater für seine Zwecke einsetzen, sie beginnt, unangenehme Fragen zu stellen. Was hat eigentlich ihr Vater im Krieg gemacht? Wieso hat Gert die jüdische Freundin ihres Bruders Kurt an die Nazis verraten? Und ihr Vater meint immer noch, die Familie müsse ihm dafür dankbar sein und sie, Eva, ihn deshalb heiraten. Doch Eva legt ein ungewöhnliches Selbstbewusstsein an den Tag und möchte endlich der Wahrheit auf den Grund gehen. Natürlich sorgt das für Streit im Hause Brockmann und Eva flüchtet zu ihrer besten Freundin Helga.

Eine Liebe

Daneben verliebt sie sich in ihren jungen Politiklehrer, eine Liebe, die beide geheim halten müssen. Aber auch als Eva sich endlich durchringt, ihre Ausbildung abzubrechen, weil das nie wirklich ihre Berufswahl war, bekommt das Paar den Segen von Evas Eltern nicht. Eva soll Gert heiraten, was sie oder der junge Mann wollen, spielt für Vater Brockmann keine Rolle, schließlich haben die Väter das so ausgehandelt. Doch nach und nach wird Eva selbstständiger, sobald sie volljährig ist, heiratet sie ihren Johann.

Ein Traum

Ihren Wunschberuf hat sie da bereits gefunden: Sie will als Journalistin auf die Suche nach der Wahrheit gehen und über sie schreiben. Zwar wird sie zuerst überall abgelehnt, die Jobs sind jetzt wieder den Männern vorbehalten, doch ihre winzige Chance nutzt sie.

Lesenswerter historischer Bezug

Die Story ist eher banal und klischeehaft, aber das historische Setting ist ausgesprochen gut gelungen. Wie erging es einer jungen Frau, was macht ein solches Erbe aus einer Gesellschaft? Wo die Väter immer noch die alte Nazi-Tradition pflegen und ihre Insignien nur verschlüsselter zur Schau stellen? Für Eva ist es symbolisch ein weiß-roter Blumenstrauß, der sich immer auf dem Wohnzimmertisch befindet – Ebenbild jenes Straußes, den sie als Vierjährige Hitler überreicht hatte. Wofür sie sich heute zutiefst schämt, während ihre Eltern die Erinnerung hochhalten.

Wegen des historischen Hintergrundes mitsamt einer Protagonistin, die eine Identifikation und ein unmittelbares Miterleben erlaubt, ein sehr lesenswerter Roman!

Bettina Lausen. Die Journalistin. Neue Zeiten auf der Kö. München: Piper 2024.

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