Deutschland, Krimi

Cay Rademacher. Der Schieber – Frank Stave 2 (2012)

Frühsommer 1947: Die Leiche eines 14-Jährigen, drapiert auf einem Blindgänger in der Werft Blohm und Voss, beschäftigt Oberinspektor Frank Stave in diesem heißen Sommer im zerbombten Hamburg.

Immer noch bestimmt die britische Besatzungsmacht das Nachkriegsgeschehen in Hamburg, so soll auch die Werft Blohm und Voss demontiert werden und Teil der Reparationszahlungen werden. Unter den Arbeitern, die gerade ihren eigenen Arbeitsplatz zerstören müssen, ist der Unmut groß. Und auch der Hunger, denn genug zu essen gibt es noch lange nicht, der Schwarzmarkt allerdings blüht, Schieber und Schmuggler werden reich.

Blindgänger

In einer sonst bereits verlassenen Lagerhalle auf dem Werftgelände wird auf einem Blindgänger die Leiche eines Jungen gefunden. Also muss zuerst die Bombe entschärft werden, bevor Oberinspektor Frank Stave und sein Team die Leiche näher ansehen können. Der Junge wurde erstochen, aber seine Identität ist nicht so einfach herauszufinden. Erst als eine Suchmeldung eingeht, wird klar, dass er nicht zu den obdachlosen Waisen gehört, die sich auch in Hamburg irgendwie durchschlagen. Doch bei der Tante und deren Verlobtem scheint es auch nicht gerade sehr gemütlich gewesen zu sein.

Wolfskinder

Frank Stave bekommt weitere Hinweise auf den Schwarzmarkt, der Junge scheint dort öfter gewesen zu sein als in der Schule. Und auch unter den „Wolfskindern“ hatte er wohl Freunde – Kinder, die sich alleine aus den Ostgebieten durchgeschlagen haben und jetzt in Hamburg eine Art unabhängiges Leben führen, oft als Prostituierte oder Schmuggler.

Nachkriegs-Hintergrund

Auch in diesem zweiten Fall hat Stave die Unterstützung von Lieutnant MacDonald und des jüdischen Staatsanwaltes Ehrlich. Die Ermittlungen gestalten sich zäh, schließlich muss Stave sich häufig zu Fuß auf den Weg ans andere Ende der Stadt machen, um jemanden zu befragen – gerade dieser Hintergrund macht auch den zweiten Fall um Stave sehr spannend. Wie hauste man in den Trümmern? Wie kamen die Menschen in diesem heißen Sommer zurecht ohne all den Komfort, der für uns heute so selbstverständlich ist?

Gut recherchiert und spannend erzählt

Als Hintergrund zu einem typischen Kriminalfall für die Nachkriegszeit zeichnet Rademacher ein sehr intensives Porträt von Menschen, die zwar den Krieg überstanden hatten, die aber noch lange nicht in einem „normalen“ Leben angekommen waren. Das ist zugleich sehr gut recherchiert und spannend erzählt.

Cay Rademacher. Der Schieber. Köln: Dumont, 2012. (Frank Stave 2)

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