Italien, Krimi

Claudio Paglieri. Kein Schlaf für Commissario Luciani – 2 (2007)

Commissario Marco Luciani hat seinen Abschied eingereicht, sein Nachfolger Giamieri bekommt es mit dem Mord an einer jungen Sekretärin zu tun.

Luciani versucht in seiner Bruchbude von Wohnung seine freie Zeit zu genießen, sein Resturlaub, bevor er endgültig arbeitslos ist. Unterdessen untersucht sein bisheriger Vize, Nicola Giamieri, einen Mordfall – seine Chance, seine Qualitäten unter Beweis zu stellen und auch endlich Kommissar zu werden!

So brav

Die Tote, Barbara Ameri, war die Sekretärin eines bekannten Brokers und wurde an ihrem Arbeitsplatz ermordet, bevor ihr Arbeitgeber im Büro eintraf. Er findet die Leiche und seine Mutter reinigt schnell den Ort des Geschehens. Das macht beide in den Augen Giamieris sehr verdächtig, doch die Staatsanwältin zögert, ein Ermittlungsverfahren gegen den bekannten und beliebten Broker und Ex-Anwalt zu eröffnen. Doch andere Motive sind nicht in Sicht: Die Tote war ein braves Mädchen, wohnte noch bei ihren Eltern, hatte keinen Freund …

Ermittlungen und Eroberungen

Von der Tatwaffe fehlt jede Spur und auch die zahlreichen Hausbewohner können keine besonderen Beobachtungen beitragen. Während Giamieri sich auf den Chef der jungen Frau eingeschossen hat, verfolgt er aber auch seine amourösen Eroberungen eifrig, Amalia, Staatsanwältin Monica, die junge Kollegin Stefania. Womit genau er den Geheimdienst auf den Plan gerufen hat, weiß er selber nicht, aber er wird beobachtet.

Lucianis Agenda

Unterdessen ignoriert Luciani hartnäckig alle Versuche seiner ehemaligen Mitarbeiter, ihn in die Ermittlungen hineinzuziehen. Dabei hat er nur ein Ziel: einen Marathon laufen zu können. Das Haus, in dem er wohnt, soll saniert werden und die Mieter werden schickaniert. Die nächtliche Lärmbelästigung auf der Straße verhindert ebenso den Schlaf wie seine ungeklärte Situation und der Tod des Vaters, mit dem Luciani jahrzehntelang zerstritten war.

Weitere Tote

Weitere Todesfälle geben den Ermittlern Rätsel auf, uns Leser:innen nicht, denn wir dürfen hautnah dabei sein. Giamieri jedenfalls kommt der Lösung ziemlich nahe, aber erst Luciani kann mit einem Übermaß an Selbstüberwindung den Fall aufklären – und behält es letzendlich für sich.

Luciani sticht

Ein eher langsamer Krimi, der nicht strikt die Aufklärung eines Kriminalfalles erzählt, sondern auch weitere Handlungsstränge, Andeutungen zu Verschwörungstheorien und eine gewisse existentialistische Krise Lucianis thematisiert. Vieles in diesem Krimi entspricht nicht unbedingt meinem Geschmack, der italienische Macho feiert hier ein Fest. Doch die Figur Marco Lucianis ist ausgesprochen interessant gezeichnet, das reißt vieles wieder raus.

Claudio Paglieri. Kein Schlaf für Commissario Luciani. Berlin: Aufbau 2008. | Il vicolo delle cause perse. Segrate: Piemme 2007. Übersetzung Christian Försch (Commissario Luciani 2)

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