England, Krimi

Deborah Crombie. A Killing of Innocents – Kincaid/James 19 (2022)

Scheinbar wahllos sticht jemand mitten in London eine junge Frau nieder: ein Fall für Duncan Kincaid.

Als Duncan Kincaid und sein Kollege Doug Cullen sich zum Feierabend auf ein Bier im Pub treffen, sitzt eine junge Frau am Nebentisch. Sie scheint vergeblich auf jemanden zu warten und geht dann. Als Kincaid und Cullen kurz darauf zu einem Todesfall ganz in der Nähe gerufen werden, erkennt Kincaid entsetzt die junge Frau wieder. Sasha Johnson wurde erstochen von einem Passanten, der sie mitten im Gedränge angerempelt hatte. Die junge Ärztin war auf dem Weg, um sich mit ihrer Mitbewohnerin Tully zu treffen.

Brüder

Die junge Frau ist Töpferin und arbeitet im Museum sowie in einer nahe gelegenen Gallerie. Sie ist untröstlich und kann sich nicht erklären, wer Sasha etwas hätte antun wollen. Sie lebte für ihre Arbeit und ihre Patienten, so Tully. Auch die Eltern sagen Ähnliches aus – allerdings hatten sie erwartet, die Polizei stünde wegen Sashas Bruder vor der Tür. Und der ist nicht aufzutreiben, obwohl seine Zeugenaussage mehr als erwünscht wäre. Denn Sasha scheint im Pub auf Tullys Bruder Jon gewartet zu haben, mit dem sie über ihren eigenen Bruder sprechen wollte. Worum es ging, kann allerdings niemand sagen.

Undercover

Jon ist Manager in einem exklusiven Club, in dem Kincaids Frau Gemma und seine Kollegin Jasmin inkognito ein paar Nachforschungen anstellen und Interessantes erfahren. Gemma ist auch Polizistin, aber mit ihrem derzeitigen Bürojob maximal gelangweilt. Allerdings ist die Patchwork-Familie mit drei Kindern auch jetzt schon nur schwer zu organisieren. Diese netten Einblicke in den Alltag der in 19 Bänden lieb gewonnenen Ermittler lockern die Krimihandlung auf, ohne zu sehr abzudriften.

Vielfältige Ermittlungen

Während Kincaid und Cullen offiziell ermitteln, kümmert sich Cullen auch gerne um Tully, Gemma und auch ihre Kollegin Melody, die ebensosehr mit der langweiligen Arbeit hadert, stellen unabhängig voneinander eigene Nachforschungen an. Ein Wunder, dass am Ende alle Erkenntnisse doch irgendwie zusammenlaufen …

Beste Krimiunterhaltung

Gute Krimiunterhaltung, die einen Großteil ihres Charmes aus der Ermittler-Familie zieht, aus längst bekannten Figuren, denen man als Leserin wiederbegegnet. Dazu kommt eine Liebe zum englischen Detail, der die Amerikanerin Deborah Crombie zu gerne fröhnt: Vielleicht sollte mal jemand zählen, wie viele Tassen Tee in einem Crombie zubereitet und getrunken werden. Doch im Vordergrund steht natürlich der Kriminalfall, der gut konstruiert, aber nicht verkünstelt ist. Und das Ganze spannend und warmherzig erzählt – was will man mehr?

Deborah Crombie. A Killing of Innocents. New York: William Morrow 2022. (Kincaid/James 19)

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