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Deborah Crombie. Dreaming of the Bones – Kincaid/James 5 (1997)

Nach zehn Jahren Funkstille erhält Duncan Kincaid einen Anruf von seiner Ex-Frau, Victoria Kincaid McClellan, einer Literaturwissenschaftlerin in Cambridge. Sie braucht seinen Rat als Polizist, denn bei ihren Recherchen zu einer Biografie der Dichterin Lydia Brooke kommt ihr der Verdacht, dass deren angeblicher Selbstmord vor fünf Jahren in Wirklichkeit ein Mord war. Als auch Victoria stirbt, fühlt Kincaid sich schuldig und mischt sich in die Ermittlungen ein.

Rund 180 Seiten hat der Leser Zeit, die Figuren des Romans kennenzulernen, Einblicke in ihre Leben zu nehmen, die Arbeit Victorias an der Biografie zu verfolgen und das Leben mit ihrem elfjährigen Sohn Kit, die neue Beziehung zwischen Duncan und Gemma zu beobachten, die durch das Auftauchen der Ex-Frau gerade sehr belastet wird. “Krimi” gibt es in diesem ersten Teil höchstens, wo es um den Verdacht um den Tod der Dichterin geht.

Lange Einführung, ganz unkriminell

Am Ende des ersten Teils wird Victoria McClellan von ihrem Sohn tot aufgefunden, mit dem zweiten Teil beginnt die klassische Ermittlungsarbeit. Allerdings konnte man als Leser im ersten Teil auch schon die Verdächtigen studieren, so dass man jetzt hervorragend mit kombinieren oder raten kann. Wenn man seine Erwartungen an einen Krimi beiseite lassen kann, bietet der erste Teil aber auch eine interessante Lektüre voller Gefühlen, inneren Konflikten und verschiedenen Ebenen: Kincaid und Gemma in London, Victoria und ihre Forschungsarbeit in Cambridge und Lydias Studienzeit im Cambridge der 1960er-Jahren. Crombie lässt in Briefen von Lydia an ihre Mutter die verstorbene Dichterin sehr gekonnt lebendig werden.

Lösung in Gedichtzyklus

Obwohl Kincaid nicht zuständig und noch dazu befangen ist, mischt er sich in die Ermittlungen um den Tod seiner Ex-Frau ein, wo er nur kann. Und Gemma lässt ihn natürlich nicht allein dabei. Die Lösung des Ganzen liegt tatsächlich im Leben von Lydia Brooke und ihrer damaligen Clique. Kincaid und Gemma befragen die früheren Freunde, studieren die Biografie, die Victoria geschrieben hat, lesen über das Leben Rupert Brookes, den Lydia sehr bewunderte und gerne imitierte. Als unbekannte Gedichte von Lydia auftauchen, kommen sie der Auflösung des Falles näher.

Highlight der Serie

Dieser fünfte Band der Serie um Superintendent Duncan Kincaid und Sergeant Gemma James ist eindeutig der bisherige Höhepunkt der Serie. Die Handlungsstränge sind geschickt verknüpft, Spuren gelegt, Atmosphäre geschaffen, die Figuren und vor allem Gefühle und Motive sind viel komplexer als in den vorherigen Bänden. Nicht umsonst stand Das verlorene Gedicht auf der Shortlist für den Edgar Allan Poe Award 1997 und gewann 1998 den Macavity Award. Wenn man als Leser die Bände der Serie in der richtigen Reihenfolge liest, kann man auch das zunehmende Geschick der Autorin bewundern.

Auf jeden Fall ist der Krimi eine tolle Lektüre für jeden, der nicht nur eine knallharte Krimi-Action möchte, sondern vor allem Menschen und ihre Schicksale kennenlernen in der Ausnahmesituation, die um ein Verbrechen herrscht.

Deborah Crombie. Dreaming of the Bones. New York : Scribner, 1997. | Das verlorene Gedicht. München: Goldmann, 1998. (Kincaid/James 5)

Mehr zur Autorin und ihrer Serie auf der Autorenseite Deborah Crombie.

4 Gedanken zu „Deborah Crombie. Dreaming of the Bones – Kincaid/James 5 (1997)“

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