England, KrimiLiebe

Elizabeth George. A Banquet of Consequences – Inspector Lynley 19 (2015)

Clare Abbott, erfolgreiche Autorin und bekannte Feministin, stirbt überraschend in einem Hotel in Cambridge. Ihre Lektorin und Freundin Rory Stratham glaubt nicht an einen Herzinfarkt und bittet Barbara Havers um Hilfe, die sie bei einem Vortrag Clares in London kurz getroffen hatte. Tatsächlich stellt sich heraus, dass Clare vergiftet wurde, und noch bevor Havers das Rory mitteilen kann, findet sie die Lektorin ebenfalls vergiftet in ihrer Wohnung.

Nach ihren Eskapaden im letzten Band der Serie (Nur eine böse Tat) ist Barbara Havers quasi „auf Bewährung“: ihre Chefin Isabelle Ardery hat Havers gezwungen, ein Versetzungsgesuch in die ödeste Provinz zu unterschreiben, das nun wie ein Damoklesschwert über ihr hängt. Havers versucht sich nach Arderys Wünschen anzupassen – und möchte gerne beweisen, dass sie eine fähige Polizistin ist. So überredet sie Thomas Lynley ein paar Fäden zu ziehen, damit sie relativ eigenständig den Mord an Clare Abbott untersuchen kann.

Havers ermittelt vor Ort

Lynley riskiert den Ärger mit Ardery, und Havers darf gemeinsam mit Kollege Winston Nkata nach Dorset, wo Clare lebte, um sich an der Lösung des Falles zu versuchen. Havers und Nkata wohnen im Haus der Verstorbenen und lernen auch schnell Caroline Goldacre kennen, die als Clares Assistentin arbeitete und auch in der Nähe war, als sie starb. Aber hat sie etwas mit Clares Tod zu tun?

Lange Vorgeschichte

Was der Leser lange vor Havers und Nkata erfährt: Jahre zuvor hat sich William, der jüngere Sohn Carolines, das Leben genommen. Danach ist die Ehe seines Bruders Charles mit India zerbrochen, weil dieser sich eine Mitschuld gibt an dem Selbstmord. Williams Freundin Lily Foster gibt der Mutter die Schuld am Tod ihres Freundes.

Ausführliche Beschreibungen

In diesem Band beginnt George mit ihrer Geschichte Jahre vor dem eigentlichen Fall. Der Leser darf William kennenlernen und die Trennung von Lily miterleben, ebenso ihr Wiedersehen ein paar Monate später, das mit dem Selbstmord Williams endet. Wie immer erzählt George unglaublich ausführlich aus dem Leben ihrer Protagonisten, lange Zeit kann man als Leserin glatt vergessen, dass man sich eigentlich einen Krimi ausgesucht hatte. George beschreibt sehr detailliert einzelne Ereignisse aus dem Leben auch von Nebenfiguren, doch meistens ist auch das interessant, spannend, faszinierend – auch wenn es mit der Krimihandlung eigentlich nicht das Geringste zu tun hat. Nur selten ist es ein bisschen zu viel: man muss als Leserin nicht unbedingt den Inhalt jedes Kühlschranks kennen und jede Überlegung zur nächsten Mahlzeit.

Familienroman oder Krimi?

Eigentlich ist Bedenke, was du tust viel mehr ein Roman über eine zutiefst unglückliche, gestörte Familie als ein Krimi. Sehr gestört, extrem unglücklich – was wiederum durch die Krimihandlung relativiert wird: die extreme Störung führt zu extremen Taten, dem Mord. Und sind nicht die Leben von Thomas Lynley und Barbara Havers, die mit jedem Band weiter erzählt werden, längst eine eigene „Familiengeschichte“, die mit der Krimihandlung zwar verwoben wird, aber von ihr unabhängig auch immer Fortsetzungen findet?

Im Taschenbuch umfasst der Roman 740 Seiten. Dabei gibt es keine einzige Seite Langeweile, wenn man als Leserin akzeptieren kann, dass man nicht nur einen Krimi liest, sondern auch Familiengeschichten mit interessanten Entwicklungen und hervorragend gezeichneten Charakteren.

Elizabeth George. A Banquet of Consequences. New York: Random House, 2015. | Bedenke, was du tust. München: Goldmann, 2015. (Inspector Lynley 19)

Mehr zur Autorin und zur Serie auf der Autorenseite Elizabeth George.

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