Krimi, Portugal

Luis Sellano. Portugiesische Sünde – Henrik Falkner 8 (2023)

Eine ertrunkene deutsche Touristin im Küstendorf Cascais beschäftigt Kommissarin Helena Gomez und ihren Lebensgefährten Henrik Falkner in diesem Band.

Während Henrik Falkner – der Erbe des Antiquariats und des unoffiziellen, aber umso erfolgreicheren Detektivbüros seines Onkels in Lissabon – noch mit heftigen psychischen Problemen kämpft, nachdem er durch einen Schuss lebensgefährlich verletzt worden war, steht in diesem Band seine Lebenspartnerin Helena mehr im Fokus. Sie wird zu einer Leiche gerufen, die im Badeort Cascais, nahe Lissabon, an den Strand gespült wurde.

Die tote Deutsche

Die Idenität kann schnell geklärt werden, aber viel mehr auch nicht. Nadine Weimer war von dem Ehepaar Eichberger als Belohnung für ein erfolgreiches Geschäft in das luxuriöseste Hotel des Ortes eingeladen worden. Am Abend vor ihrem Tod war man noch gemeinsam essen, dann habe Nadine noch eine Verabredung gehabt, sagt das Ehepaar aus. Sie habe einen Engländer kennengelernt, also vielleicht mit dem?

Die irische Bar

Auf der Suche nach diesem Engländer landet Helena in einer irischen Bar, deren Mitarbeiter sich schon etwas sonderbar benehmen, aber von nichts wissen. Da scheint ihr der Besitzer des Hotels, Henrique Rebocho, ein vielversprechenderer Verdächtiger, denn vor seinem Leben als Hotelier hatte er bereits eine schillernde Karriere im Bereich Drogen und Prostitution aufgebaut. Jetzt gibt er sich zwar brav, aber das ist vielleicht nur Tarnung? Doch offiziell darf Helena mal wieder nicht gegen den Mann ermitteln, also bittet sie Henrik um ein paar Nachforschungen.

Der Rekonvaleszent

Der stellt daraufhin überrascht fest, dass er nach Monaten der Depression und Angst endlich mal wieder etwas machen möchte und dass er die Panikattacken dann auf Distanz halten kann. Konnte er vorher kaum das Haus verlassen, wagt er sich jetzt sogar mit dem Zug nach Cascais … ein Erfolg zwar nicht kriminalistischer Art, aber menschlicher.

Weniger Action, mehr Mensch

Genau das zeichnet in meinen Augen diesen Band der Krimiserie auch aus: Henriks Kampf gegen seine Dämonen sind hier einmal wirklich realistisch dargestellt. Meistens ist es in Krimis ja so, dass es spätestens beim Showdown zahlreiche Verletzungen gibt, die die Helden wegstecken, als sei nichts gewesen. Auch die vorherigen Bände dieser Serie folgten diesem Prinzip, auf der Jagd nach dem Täter wurden alle Verletzungen ignoriert, so gut es eben ging. Diese atemlose Actionfolge bietet dieser Band nicht mehr – ein Bruch vermutlich auch mit den Erwartungen der Leser:innen, was nicht jedem gefallen wird. Für mich ist diese Herangehensweise menschlicher und realistischer und hat mir deshalb auch besser gefallen als vorherige Bände, auch wenn der Fall an sich dieses Mal etwas enttäuschend simpel gestrickt war.

Luis Sellano. Portugiesische Sünde. München: Heyne, 2023. (Henrik Falkner 8)

Mehr zum Autor und seiner Krimiserie auf der Autorenseite Luis Sellano.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

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