ausgezeichnet, Deutschland, Krimi

Susanne Goga. Nachts am Askanischen Platz – Leo Wechsler 6 (2018)

Ein Toter wird in einem Schuppen des Askanischen Gymnasiums im Berlin des Jahres 1928 gefunden. Gleich nebenan liegt ein besonderes Varieté: das Cabaret des Bösen. Doch niemand hier will den Toten kennen. Leo Wechsler ermittelt wieder in einer faszinierenden Stadt und einer spannenden Zeit.

Der Tote im Schuppen hat nichts bei sich, was zu seiner Identifizierung nützen könnte, aber er scheint ein Veteran des Ersten Weltkriegs zu sein. Doch niemand im Gymnasium kannte den Toten, auch wenn alle Lehrer und Schüler befragt werden müssen. Unterprimaner Werner Rath scheint allerdings irgendwelche Geheimnisse zu haben, doch welches Motiv sollte er gehabt haben? Leider ist der Vater des jungen Mannes Jurist und Vorsitzender des Elternbeirats und gar nicht begeistert, dass sein Sohn befragt wird.

Das Böse wird zur Show

Auch nebenan, im „Cabaret des Bösen“, ist der Tote unbekannt. In diesem besonderen Theater stehen Horror und Grusel im Mittelpunkt der Show, Theaterbesitzer Louis Lemasque, bürgerlich Carl-Theodor Immendorf, hat die Idee aus Paris nach Berlin gebracht. Auch Immendorf ist ganz offensichtlich vom Weltkrieg gezeichnet, doch das sind zu dieser Zeit viele Männer. Verbindungen gibt es keine. Bis dem Hausmeister einfällt, dass eine junge Russin da war und nach einem „Fjodor“ gesucht hat. Könnte das der Tote sein? Leo Wechsler und seine Kollegen besuchen die diversen Quartiere von Russen in Berlin, nicht die besten Gegenden. Aber sie werden fündig und hören eine Geschichte, die sie allerdings zunächst auch nicht viel weiter bringt.

Familienleben, braun angehaucht

Neben der Ermittlungsarbeit unter so ganz anderen Bedingungen als heute spielt auch das Privatleben des Kommissars wieder eine Rolle. Sohn Georg geht neuerdings eigene Wege und fühlt sich von der Kameradschaft der Hitlerjugend angezogen, heimlich lässt er sich die braune Uniform schneidern. Der Vater ist entsetzt. Während Leo Wechslers zweite Frau Clara feministische Vorträge konzipiert …

Zeitreise

Dieser Krimi aus dem Berlin von 1928 lebt ganz eindeutig vom besonderen Zeitkolorit. Der Autorin gelingt es hervorragend, die Zeit für den Leser so lebendig werden zu lassen, dass man völlig eintauchen kann. Viele Details malen ein genaues Bild der Stadt und des Lebens dort, auch wenn man als Leser – ebenso wie die Autorin – natürlich mehr weiß, und so die Schatten bereits sieht, die die Nazizeit vorauswirft. Auch die Krimihandlung passt gut in diese Zeit, die Ermittlungarbeit mühsamer und mit mehr Lauferei verbunden als heute. Es ist gut, sich durch solche historischen Romane immer mal wieder daran erinnern zu lassen, welche modernen, technischen Möglichkeiten uns heute zur Verfügung stehen und dass diese nicht selbstverständlich sind. Und gleichzeitig wird auch deutlich, dass das Leben ohne diese Möglichkeiten nicht ganz so hektisch war …

Als historischen Roman mit Krimihandlung kann ich Nachts am Askanischen Platz genauso empfehlen wie die anderen Titel der Serie. Gute Unterhaltung mit bestens recherchierten Hintergründen.

Der Krimi wurde als historischer Roman ausgezeichnet mit dem Silbernen Homer 2019.

Susanne Goga. Nachts am Askanischen Platz. München: dtv, 2018. (Leo Wechsler 6)

Mehr zur Autorin und zur Serie auf der Autorenseite Susanne Goga.

2 Gedanken zu „Susanne Goga. Nachts am Askanischen Platz – Leo Wechsler 6 (2018)“

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