Italien, Krimi

Julia Bruns. Schwarze Zitronen – Claretta Lépore 1 (2022)

Polizeiliche Ermittlungen im ländlichen Amalfi 1951 – und mittendrin Claretta Lépore, die neue Sekretärin.

Die junge Witwe Claretta sucht Arbeit, gar nicht so einfach zu einer Zeit, als Frauen eigentlich gar nicht arbeiten sollen. Aber ihr Mann Emilio ist im Krieg gefallen und sie muss ihre vier Söhne durchbringen. Ihr Bruder macht ihrr zwar gerne Vorschriften, aber Geld bringt er keines nach Hause. Wenn sie nicht alle im Häuschen der Großmutter wohnen dürften, sähe es ganz schlimm aus. Und so sieht es Claretta als einen Fingerzeig Gottes, dass sie bei den Aushänger der Carabinieri einen Zettel sieht, dass auf der Statione eine Sekretärin gesucht wird.

Ungebildet, aber clever

Zwar kann Claretta nicht besonders gut schreiben, als Fischerstochter war es nicht nötig, gut lesen und schreiben zu lernen. Aber glücklicherweise ist Capitano Spadaro wichtiger, dass sie Spaghetti kochen und Knöpfe an seine Hemden annähen kann, er stellt sie also gerne ein. Und der erste Fall lässt auch nicht lange auf sich warten: In einem abgelegenen Weiler wird eine armes Bauernpaar erstochen, und das auch noch mit einem Kruzifix! Der Capitano diktiert Claretta den ersten Bericht – den sie zwar nicht schreiben kann, aber sie kann sich alles hervorragend merken. Und weiß, wer sie gerne beim Schreiben unterstützen wird …

Claretta ermittelt

Allerdings scheinen Claretta die Beobachtungen aus dem Bericht sehr merkwürdig und so geht sie selbst am Bauernhaus vorbei, um sich ein Bild zu machen. Und kann danach ihre eigenen Anmerkungen so in den Bericht einflechten, als hätten die Carabiniere sie gemacht. Der Capitano ist zwar etwas überrascht, weil er sich nicht daran erinnern kann, aber auch bequem genug, um nicht nachzuforschen. Und so kann Claretta auf ihre bescheidene, stille Art einiges zur Aufklärung des Verbrechens beitragen, was der Capitano nicht einmal bemerkt.

Betulich

Sehr ruhiger Krimi, vermutlich passend auch zu Zeit und Ort der Handlung. Leider fehlt aber auch vieles andere, was die Lektüre interessanter gemacht hätte, die Personen bleiben blass, alles bleibt an der Oberfläche und die Sprache kommt auch arg betulich daher. Da der Roman eher kurz ist, kann man ihn gut mal zwischendurch lesen, wenn einen die Zeit oder die Unterschiede zu heutigen Ermittlungen interessieren, man verpasst aber auch nicht viel, wenn man ihn auslässt.

Julia Bruns. Schwarze Zitronen. Zürich: Kampa 2022. (Claretta Lépore 1)

Und was meinst du dazu?