Deutschland, Japan, Krimi

Henrik Siebold. Inspektor Takeda und das doppelte Spiel – 4 (2019)

Der vierte Band aus einer Serie mit einem ungewöhnlichen Ermittler: Inspektor Takeda hat es aus Tokio nach Hamburg verschlagen, wo er gemeinsam mit Kommissarin Claudia Harms ermittelt. In diesem Band bekommen es die beiden mit dem Tod eines Landsmanns Takedas zu tun. Der junge Japaner ist einer der Stars beim HSV, bevor er tot in einem schäbigen Hinterhof gefunden wird. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, gefährlich und führen das Duo sogar nach Tokio.

Ryūtarō Matsumoto wird tot in einem abgelegenen Gewerbehof in Hamburg gefunden. Er wurde erschossen, hatte aber scheinbar vorher versucht, sich selber ein Messer in den Bauch zu rammen. Inspektor Kenjido Takeda erinnert das an die alten Samurai … Hat Matsumoto also eigentlich Selbstmord begangen? Aber warum? Doch zunächst schauen sich Takeda und seine deutsche Partnerin Claudia Harms natürlich bei den Fußballer-Kollegen um, größere Rivalitäten schien es dort aber nicht gegeben zu haben. Allerdings war der tugendhafte Japaner ausgerechnet mit einem der „bösen Buben“ befreundet, Ermin Delibasic. Könnte ein Streit unter Freunden Grund für einen Mord gewesen sein?

Hinrichtung auf Japanisch

Allerdings scheint es ja kein gewöhnlicher Mord gewesen zu sein, sondern eher eine Art Hinrichtung. Die außerdem einen japanischen Hintergrund haben muss und einen verletzten Ehrenkodex betreffen. Ein Hinweis führt die Ermittler zu Klaus-Heinrich Henningsen, einem reichen Hamburger Unternehmer, der viele junge Japaner in Hamburg unterstützt. Auch Matsumoto gehörte zu dem Kreis. Und scheint dort einem Landsmann eine Frau ausgespannt zu haben … Das jedenfalls wird Takeda erzählt. Ein Mordmotiv?

Sekte und Organisierte Kriminalität

Takeda und seine Kollegin finden auch heraus, dass Matsumoto einer Art japanischer Sekte angehörte, die mit brutalen Aktionen von sich reden gemacht hat. Und dass er wenige Tage vor seinem Tod Besuch aus Japan hatte: eindeutig von einem Mitglied der Yakuza. Das alles passt nicht ganz zum bekannten Bild des tugendhaften japanischen Fußball-Jungstars. Wie aber alles zusammenhängt und zum Tod Matsumotos führte, ist gar nicht so leicht herauszufinden.

Ermittlungen in Japan

Die Vorgesetzten von Harms und Takeda geben sich schnell mit einer offensichtlichen Lösung zufrinden, die aber Aktionen und Drahtzieher im Hintergrund außer Acht lässt. Um das zu klären, fliegen die Ermittler heimlich nach Tokio, befragen zum Beispiel Matsumotos Eltern, suchen den Yakuza, der ihn in Hamburg besuchte … Ein Aufenthalt, der sich als extrem gefährlich herausstellt, aber auch ungeheuerliche Erkenntnisse bringt.

Spannend und sehr faszinierend

Eigentlich passt dieser Krimi nicht in das Raster meiner üblichen Krimi-Auswahl, zwischendurch geht es hier doch sehr brutal zu, Intelligenz alleine reicht nicht zur Aufklärung des Falles. Aber da sich das Schlimmste in fernen japanischen Bergen abspielt, kommt es doch nicht zu nah an den Leser heran. Und es ist keine Brutalität um der Brutalität willen, sondern eingebettet in eine sehr spannende und extrem politische und historische Geschichte. Diese gibt noch dazu sehr interessante Einblicke in die japanische Kultur, und offenbart am Ende, wie viel Deutsche und Japaner doch immer noch gemeinsam haben – könnten. Denn die letzte Zuspitzung der Story entspring dann doch der Fantasie des Autors, glücklicherweise.

Insgesamt auf jeden Fall ein hervorragender, spannender Krimi mit Blick hinaus in die Welt. Und nicht in die Tourismus-Paradiese, wie es heute so viele Krimis anbieten, sondern in den Alltag, die Politik, den Glauben einer uns meist sehr fernen Kultur. Man merkt, dass der Autor mehrere Jahre in Tokio gelebt hat und Erfahrungen aus erster Hand verarbeiten konnte.

Henrik Siebold. Inspektor Takeda und das doppelte Spiel. Berlin: Aufbau Verlag, 2019. (Inspektor Takeda 4)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE.

Mehr zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Henrik Siebold.

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