Finnland, Krimi

Leena Lehtolainen. Im Nachhall des Todes – Maria Kallio 16 (2020)

Das Ki-Ju-Team um die finnische Kommissarin Maria Kallio bekommt wieder reichlich zu tun – und nebenbei müssen sie auch noch einen hartnäckigen Cyber-Troll loswerden.

Gerade erst hat sich das Ki-Ju-Team mit der Vergewaltigung der fünfzehnjährigen Isabella Räty befasst. Der Täter, ein Asylant, konnte ermittelt werden, allerdings hat der Staatsanwalt ihn bis zur Verhandlung auf freien Fuß gesetzt. Isabellas Vater gründet daraufhin mit einigen Freunden eine Straßenpatrouille, die Polizei muss sich nachsagen lassen, „die Fremden“ viel zu nachsichtig zu sehen. Besonders im Internet gibt es reichlich fremdenfeindliche Propaganda.

Mord

Doch dann wird ein Toter gefunden, offensichtlich minderjährig, sodass Marias Ki-Ju-Team zuständig ist. Und damit wird der Fall und die political correctness noch viel schwieriger, denn was auf den ersten Blick nach einem Teenager ausgesehen hatte, entpuppt sich als biologisches Mädchen: Samira Zabir nennt sich nur noch Sami, versteht sich als Junge im falschen Körper. Noch als Mädchen war sie mit Vater und Brüdern aus dem Irak geflüchtet, nur ein Bruder und sie haben die Flucht übers Mittelmeer überlebt. Der Bruder, bei dem sie/er auch lebt, und dessen finnische Frau sehen immer noch Samira in ihr. Für seine finnischen Freunde ist er Sami.

Sehr, sehr kompliziert

Das Team um Maria Kallio bewegt sich also auf vermintem Terrain: Fremdenfeindlichkeit oder zu viel Rücksichtname auf harte Schicksale? Samira oder Sami oder Transmann oder wie ist die richtige Bezeichnung? Geht es bei diesem Mord um Fremdenfeindlichkeit? Um Transphobie? Um einen Ehrenmord? Sich in dieser Gemengelage zurechtzufinden und neutral zu bleiben, erweist sich als ausgesprochen schwierig. Und dann werden die Familienmitglieder des Teams auch noch bedroht und Isabella Räty verschwindet …

Spannend, aktuell, relevant

Sehr spannend, sehr aktuell. Autorin Lehtolainen hat keine Angst vor schwierigen Themen und meistert auch diese hervorragend. Auch wenn es vordergründig immer um die Aufklärung des Verbrechens geht, bietet der Krimi auch jede Menge Gesellschaftskritik und Stoff zum Nachdenken. Und zwar nicht nur über Finnland, längst geht es um europäische Themen.

Leena Lehtolainen. Im Nachhall des Todes. Hamburg: Kindler 2021. | Jälkikaiku. Helsinki: Tammi 2020. Übersetzung Gabriele Schrey-Vasara (Maria Kallio 16)

Und was meinst du dazu?