England

Annie Sanders. Die Rache-Agentur (2011)

Georgie und Flick (eigentlich Felicity) führen gemeinsam die Londoner Agentur “Domestic Angels”, die für ihre Kunden alle Aufgaben rund um Haus und Haushalt übernimmt, für die diese keine Zeit haben. Bis die erste Kundin auftaucht, die ein sehr spezielles Anliegen hat: Sie beauftragt die Agentur, ihrem untreuen Ehemann einen Denkzettel zu verpassen. Das saftige Extra-Honorar können Georgie und Flick gut gebrauchen, so nehmen sie den Auftrag trotz einiger Zweifel an. Erfolgreich. Die Kundin empfiehlt sie weiter und so hat die Agentur einen zweiten, geheimen, Aufgabenbereich.

Natürlich haben die beiden Freundinnen auch ein Privatleben, in dem nicht alles reibungslos läuft. Flick hat anfangs eine Affäre mit einem verheirateten Mann, die sie allerdings bald beendet – für ihre Selbstachtung genauso wie aus Mitleid mit den betrogenen Ehefrauen, die in ihre Agentur kommen. Danach leidet sie sehr unter ihrer Einsamkeit.

Georgie ist glückliche Ehefrau und Mutter einer kleinen Tochter, ihr Leben scheint so perfekt wie ihr Designer-Haus. Nur langsam bröckelt die Fassade. Ehemann Ed, der schon zwei Söhne aus erster Ehe hat, will für seine Tochter keine Privatschule finanzieren, auch das Baby, das Georgie sich sehnlichst wünscht, lehnt er rundheraus ab. Nach und nach merkt Georgie, dass sie in ihrer Ehe eigentlich gar nichts zu sagen hat. Als sie dann noch dahinter kommt, dass Ed sie betrügt, stürzt ihre kleine heile Welt vollends ein.

Es gibt noch Traummänner

Doch trotz all der schlechten Erfahrungen sind scheinbar nicht alle Männer Schweine. Georgies Retter steht mit seinem wunderschönen Haus schon bereit und auch Flick lässt sich retten: buchstäblich, vor der brutalen Rache eines der bloßgestellten Ehemänner. Sie darf auch gleich ins Märchenschloss einziehen. Flicks Traumprinz ist zwar auch verheiratet, aber natürlich ist hier die Ehefrau das Biest und die Scheidung längst beschlossene Sache.

Unterhaltsam

Die Rache-Agentur ist ein sehr netter und unterhaltsamer Roman mit zwei sympathischen Heldinnen, die sich mit den Tücken des jeweiligen Lebens herumschlagen müssen. Einige lustige Szenen wechseln sich ab mit viel Alltag, mit Einsamkeit, Selbstbetrug und zum Schluss der Annäherung an den “perfekten Mann”.

Tempo des Lebens statt des Romans

Für mich als Leserin zeigte der Roman ganz klar eine Dreiteilung mit unterschiedlichen Qualitäten. Im ersten Teil die Vorstellung der beiden Protagonistinnen, ihrer Agentur, ihres jeweiligen Lebens – angenehm, ihre Bekanntschaft zu machen. Dann folgt leider ein langweiligerer Teil, ein bisschen viel Alltag. Auch die Rache-Aufträge schaffen es nicht ganz, für Spannung oder Unterhaltung zu sorgen, der Bericht gerät etwas langatmig und arg distanziert. Hier wäre sicher Raum für mehr Humor gewesen. Interessanter wird es dann wieder, als Georgie von der Affäre ihres Mannes erfährt. Doch auch das Potential dieser Situation schöpft das Autorinnen-Duo nicht wirklich aus, alles ist ein bisschen langsam und entspricht so eher der Dramaturgie des Lebens als der eines Romans. Aber die Leserin fühlt wieder mit den Freundinnen und möchte gerne glauben, dass sie im Happy End tatsächlich ihre Traummänner gefunden haben.

Annie Sanders. Die Rache-Agentur. Hamburg: Rowohlt, 2011. | Getting Mad, Getting Even. London, 2009.

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