Krimi, USA

Hazel Holt. Murder on Campus – Sheila Malory 5 (1994)

In diesem fünften Band der Serie um Sheila Malory, Engländerin, Witwe und Literaturexpertin, unterstützt Sheila die Ermittlungen zu einem Todesfall auf dem Campus einer kleinen Universität in den USA. Dort unterrichtet Sheila als Gastdozentin einen Kurs. Durch ihre Freundschaft mit einem Kollegiumsmitglied ist sie allerdings schon in alle Streitigkeiten eingeweiht, bevor sie den arroganten Carl Loring persönlich kennenlernt. Das erste Opfer ist allerdings sein Bruder Max …

Sheila Malory, englische Witwe mit einem erwachsenen Sohn, erhält durch die Vermittlung einer Freundin die Einladung, an einer kleinen Universität in Pennsylvania einen Kurs abzuhalten. Trotz aller Bedenken stimmt Sheila zu und fliegt in die USA. Ein paar unbeschwerte Tage verbringt sie in New York mit ihrer Freundin Anna Kowolski, bevor beide weiter an die Universität fahren, an der Annas Schwester Linda lehrt. Auch Anna hat im Rahmen ihrer Forschungsarbeit häufig hier zu tun.

Studenten

Obwohl Sheila, scheinbar eher „Privat-Gelehrte“, vorher nie an einer Uni unterrichtet hat und mit einiger Skepsis ob ihrer pädagogischen Fähigkeiten an den Kurs heran geht, gibt es hier keine Probleme. Der Kurs über unbekanntere britische Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts wird gar nur einmal kurz erwähnt. Interessanter sind da die beiden Studentinnen, denen Sheila bei ihren Abschlussarbeiten helfen soll, Sam und Gina. Zwei sehr gegensätzliche Frauenfiguren, Gegensatz bis zum Klischee.

Kollegium

Im Kollegium herrschen allerdings Ehrgeiz und Rücksichtslosigkeit, vor allem Carl Loring hat sich durch seine Manipulationen extrem unbeliebt gemacht. Von ihrer Freundin Linda wird Sheila natürlich in alle Interna direkt eingeweiht. Wie gerne würden die Dozenten Carl Loring loswerden … doch es ist sein Bruder Max, der erschossen aufgefunden wird. Auch er hat sich viele Feinde innerhalb der Universität gemacht. Da Sheila dabei ist, als die Leiche gefunden wird, macht sie auch gleich die Bekanntschaft des Polizisten Mike Landis.

Ermittlungen

Wie sich herausstellt, ist Mike Landis glühender Fan der englischen Literatur. Seine Vernehmung beginnt er mit einem ausgiebigen Schwatz über Shakespeare. Immer wieder sucht er das Gespräch mit Sheila, nicht nur, um den Fall zu erläutern, in dem sie als Außenstehende, aber Eingeweihte einen klareren Blick haben soll. Sheila ist zwar beunruhigt, dass Mike sich von ihren Treffen mehr versprechen könnte, aber den Ermittlungen kann sie nicht widerstehen – auch wenn sie am Ende einen Mörder findet, den sie nie finden wollte.

Cozy Crime

Sheila Malory ist eine Detektivfigur, die uns heute schon sehr antiquiert vorkommt. Eine englische Witwe im besten Mittelalter, deren Horizont aber kaum über ihr englisches Dorf und ihre geliebte Literatur hinaus zu gehen scheint. Dass ein Mann Interesse an ihr haben könnte? Huch! Und ihre „Ermittlungen“ haben die Ernsthaftigkeit eines Kaffeekränzchens …

Sheila Malory ist eine typische Vertreterin des Cozy Crime, das sich seit Miss Marple doch sehr weiter entwickelt hat. Ein Amateur ermittelt „gemütlich“ in einem geschützten Rahmen, einer abgeschlossenen Gesellschaft.

Gemütlich und altmodisch

Murder on Campus ist auf jeden Fall eine ganz nette Lektüre, aber wohl nur, wenn man einen besonderen Bezug hat: zum Genre, zu „altmodischen“ Krimis, zu Krimis, die im akademischen Milieu spielen, o.ä. Der Krimi ist gut zu lesen, aber er ist so „gemütlich“, dass er heutigen Krimi-Lesern kaum noch wie eine Ermittlung vorkommt. Eher zufällig erfährt Sheila in Gesprächen Neues, Figuren und Motive verkörpern uns bekannte Klischees, die Auflösung am Ende kommt zu unerwartet – und doch wieder nicht, denn es passt zum Stil des gesamten Krimis.

Hazel Holt. Murder on Campus. A Sheila Malory Mystery. London: Macmillan, 1994. (Sheila Malory 5)

Leider habe ich keine Info gefunden, ob die Serie oder einzelne Bände ins Deutsche übersetzt wurden.

Und was meinst du dazu?