Krimi, Spanien

Julen Zabache. Baskischer Tod – Rafael Ibara 1 (2020)

Polizeioberkommissar Rafael Ibara, Deutsch-Spanier und aufgewachsen in Hamburg, ist jetzt als Polizist im Baskenland beruflich zufrieden. Seine Hauptaufgabe ist der Umgang mit den Touristen, vor allem natürlich deutschen. Deshalb wird er auch gerufen, als vier junge Deutsche einen Diebstahl melden, der dann doch keiner ist. Während Ibara die verworrene Meldung sortiert, findet er eine Leiche – besser gesagt vier. Doch die eine kann noch nicht lange an dieser Stelle gelegen haben.

Die Ermittlungen übernimmt dann aber der Comisarío General aus Bilbao, ein Unsympath ersten Ranges, der die Unterstützung der „Dorfpolizisten“ nicht braucht. Aber Ibaras Büro für sich beansprucht. Ziemlich verschnupft macht sich Ibara auf Streife – aber wenn er Hinweise bekommt, muss er denen doch nachgehen? Denn der große Comisarío misst er Aussage einer Nachbarin keinerlei Bedeutung bei, Ibara schon …

Alleinerziehender Vater

Die vier jungen Deutschen bringt Ibara kurzentschlossen auf dem Hof seiner Schwiegermutter unter, wo auch Ibara mit seiner 15-jährigen Tochter Isobel lebt. Ihre Mutter hat sich schon vor Jahren abgesetzt. Mit Isobels Hilfe – nämlich via Instagram – entschlüsseln Ibara und die jungen Männer die Identität der letzten Toten. Alina Daamen, eine junge Niederländerin, die über Instagram Werbung für das Reisebüro ihrer Eltern machte. Hier auf Instagram können sie auch die letzten Stationen der Frau verfolgen, zuletzt wohnte sie im Luxusresort eines lokalen Hotelmagnaten.

Motiv ETA?

Da Ibara aus seinem vorherigen Leben als Sohn eines Diplomatenpaares auch in Brüssel noch gute Kontakte hat, erfährt er auch, was die Polizei in den Niederlanden ermittelt hat. Aus den Suchanfragen der jungen Frau geht hervor, dass sie sich für die Geschichte der ETA interessierte. Aber welches Wissen kann heute noch so brisant sein, dass jemand deswegen mordet? Der große Comisarío hat schnell einen Verdächtigen festgenommen, der früher der ETA angehörte, das besagen jedenfalls die Gerüchte.

Alleingang

Ibara kann nicht so recht an die Schuld des Verdächtigen glauben, als Motiv für einen Mord erscheint ihm das zu schwach. Außerdem hat niemand die drei älteren Leichen auf dem Schirm, die an derselben Stelle gefunden wurden. Dass die aktuelle Leiche am selben Ort abgelegt wurde, spricht für denselben Täter. Und auch wenn dieser Ort heute gut zugänglich ist, war er es damals noch nicht, wer könnte ihn also gekannt haben?

Gute Anlagen

Ohne klare Befugnisse, dafür mit viel Neugier und Mitgefühl für die Opfer ermittelt Polizist Ibara in einem verzwickten Fall. Das ist auf jeden Fall sehr sympathisch erzählt, mit netten Figuren, die man sich in einer Serie sehr gut vorstellen kann. Das Baskenland ist Regionalkrimi-mäßig noch nicht so überlaufen, das ist ebenfalls ein Pluspunkt. Manches Geschehen wirkt zwar nicht so ganz plausibel, einiges ist vorhersehbar, deshalb schafft dieser Krimi es in meinen Augen nicht in die erste oder zweite Liga. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, gute Anlagen sind jedenfalls vorhanden!

Julen Zabache. Baskischer Tod. Hamburg: Harper Collins, 2020. (Rafael Ibara 1)

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