Deutschland, Krimi

Susanne Tägder. Das Schweigen des Wassers (2024)

Ermittlungen in Mecklenburg kurz nach der Wende und ein alter Mordfall.

Hauptkommissar Arno Groth kommt Anfang der 90er-Jahre aus Hamburg nach Mecklenburg zurück, in den Ort, in dem er aufwuchs. Als „Aufbauhelfer Ost“ soll er vor allem unterrichten, aber auch die Kollegen im Kommissariat unterstützen. Eine ungewohnte Rolle, eine unsichere Position, Groth fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Aber in Hamburg hat er Mist gebaut, nur hier kann er wieder Fuß fassen. Was ihm aber anfangs ungeheuer schwer fällt und was die Autorin so subtil aber ungeheuer eindrücklich deutlich macht.

Mord oder Unfall?

Auch die neuen Kollegen scheinen ihn anfangs abzulehnen, die Stadt sowieso. Als ein Mann Groth am Fenster des Kommissariats anspricht und ihm mitteilt, dass er verfolgt werde, hofft Groth vermutlich auf einen Fall. Aber zum angekündigten Treffen kommt der Mann dann nicht. Dafür gibt es einen Todesfall: Am See wird die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck gefunden. Scheinbar hat er sich beim Sturz ins Wasser den Kopf an einem Boot angeschlagen, sodass er ertrunken ist. Der Kommissariatsleiter sieht nur einen Unfall und will die Sache schnell zu den Akten legen.

Alleingang

Doch Groth erkennt in dem Toten jenen Mann, der ihm Beweise bringen wollte, dass er verfolgt wird. Musste er womöglich deswegen sterben? Wem wurde er gefährlich? Unterstützung bei diesen heimlichen Ermittlungen erhält Groth ausgerechnet von dem Kollegen, den er für seinen Feind gehalten hatte. Die beiden stoßen auf einen alten Mordfall, in dem Eck als Täter verdächtigt wurde, und auf die Kellnerin Regina, die in einem Ausflugslokal am See arbeitet und sich öfter mit Eck unterhalten hat.

Hochgenuss

Dieser Roman ist so viel mehr als ein Krimi, hier passiert so viel mehr, nämlich gerade unter der „Krimi-Oberfläche“. Arno Groth ist nicht eine Ermittler-„Figur“, sondern ein Mensch, vielschichtig, mit Unsicherheiten und Uneindeutigkeiten, mit Tragik und kleinen Hoffnungen, mit Selbsttäuschungen und doch dem Drang, sich als Kommissar zu beweisen. Susanne Tägder erzählt dazu noch ganz hervorragend, das hat Tiefe und Substanz und Poesie. Dazu auch noch das Setting kurz nach der Wende, auch das sehr realistisch dargestellt, in den Menschen eingebettet. Kurz: ein absoluter Hochgenuss für alle, die Fans von literarischen Krimis!

Susanne Tägder. Das Schweigen des Wassers. Stuttgart: Tropen/Klett-Cotta 2024.

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