Deutschland, Unterhaltung

Britta Sabbag. Pinguinwetter (2012)

Mit meinem neuen Tolino tab kam von einigen Wochen auch eine kostenlose Ausgabe von Pinguinwetter. Begeistert war ich nicht, hatte ich doch im Oktober 2014 schon den zweiten Teil, Pandablues, gelesen, an dem ich dann hier auf meinem Blog kein gutes Haar lassen konnte. Andererseits habe ich doch mitbekommen, dass viele Leserinnen von den Büchern ziemlich angetan waren – also habe ich beschlossen, der Autorin noch eine Chance zu geben.

In Pinguinwetter freut sich Protagonistin Charlotte Sander mit Anfang 30 gerade auf ihre Beförderung. Doch statt Cheflektorin wird sie arbeitslos, ein ziemlicher Schock. Als Trost gönnt sich die Single-Frau Sex mit Marc, der immer bereit steht, um Charlotte mit unverbindlichem Sex zu trösten. Oder besser: der bisher immer bereit stand, denn Marc will sich in Zukunft der Monogamie verschreiben.

Selbstmitleid en gros

Ohne Job und und ohne Freund tut sich Charlotte erst mal kräftig selber leid – und hört im Verlauf des Romans auch nicht mehr damit auf. Eine Art von Trost findet sie bei ihren Freundinnen Mona und Trine, allerdings haben die ihre eigenen Macken. Beschäftigung bietet Patenkind Finn, mit dem Charlotte – unsensibel und angeekelt – auch so ihre Probleme hat. Immerhin trifft sie bei einem Besuch im Zoo Traummann Eric, ein alleinerziehender Vater, so dass auch Charlotte auf alleinerziehende Mutter macht …

Chaotin mit Torschlusspanik

Das Cover in pink sagt schon viel über das Buch aus: ein leichter, alberner Frauenroman mit den typischen Zutaten chaotische Heldin, eigenwillige Freundin, Traummann, Missverständnisse, Klamotten und Essen, Happy End. Manche Szenen sind ganz witzig (bzw. man findet sie anfangs noch amüsant), mit der arbeitslosen Lektorin Charlotte hat man vielleicht Mitleid (jedenfalls anfangs). Doch sehr schnell wird auch klar, dass Charlotte nicht mit viel Intelligenz gesegnet sein kann (wie war sie bloß Lektorin geworden?) und psychisch in einer echten Krise steckt, denn außer sich selber zu bemitleiden und einen Mann zu jagen, unternimmt sie nicht viel.

Frau braucht ein Mann. Punkt.

Aber da lege ich schon wieder die falschen Maßstäbe an, scheint mir. Denn Pinguinwetter (heißt das Buch nur so, damit der süße Kerl aufs Cover durfte?) will vermutlich gar nicht realistisch oder ernsthaft sein. Es will einfach unterhalten, zum Lachen bringen, seicht dahin dümpeln zwischen Klischees und Missverständnissen und wieder mal eine Chaotin mit ihrem Traummann zum Happy-End zusammenbringen. Denn welche Frau braucht schon einen Job, wenn sie einen Mann jagen kann?

Modern …?

Das scheint sich seit Hedwig Courths-Mahler (kennt den Namen heute überhaupt noch jemand?) immer noch nicht geändert zu haben. So ist Pinguinwetter in meinen Augen Trivialliteratur des 21. Jahrhunderts, wobei die Standard-Versatzstücke nur in ein modernes Gewand und eine modernere, direkte Sprache gepackt wurden.

Britta Sabbag. Pinguinwetter. Köln: Bastei-Lübbe, 2012.

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