Frankreich, Krimi

Christine Cazon. Stürmische Côte d’Azur – Kommissar Duval 3 (2016)

Bei „Côte d’Azur“ denkt man zuerst einmal an Sommer und Sonne – dass es auch ungemütlich werden kann, merkt man sehr atmosphärisch in diesem Krimi. Auf der kleinen Insel Sainte-Marguerite vor Cannes ist die Saison zu Ende, nur noch eine Handvoll Menschen lebt oder arbeitet jetzt hier. Als auf einer Segeljacht, die hier vor Anker liegt, ein Toter gefunden wird, muss Commissaire Léon Duval bei Regen und Sturm auf der Insel ermitteln.

Als Skipper Jean-Louis Théolien an Morgen in seiner Koje erwacht, bereut er die Sauferei vom Abend zuvor, die offensichtlich zu einem totalen Black-out geführt hat. Als er nach seinen beiden „Matrosen“ sehen will, ist der eine, Sébastien Frénet, ermordert, der zweite, Pierre Lanvalle, ist verschwunden. Théolien sucht Unterstützung im Bistro, der Anlaufstelle der auf der Insel verbliebenen Bewohner und der Schiffsbesatzungen. Viele sind das zu dieser Jahreszeit nicht mehr.

Duval im Alleingang

Noch bevor Commissaire Léon Duval mit der nächsten schwankenden Fähre ankommt, haben die Inselbewohner den Fall bereits ausführlich besprochen. Es scheint klar: Der verschwundene Lanvalle muss Frénet ermordet haben, bevor er sich versteckt hat oder von der Insel geflohen ist. Bei strömendem Regen und heftigem Wind schwärmen alle aus, um den Mörder zu suchen … Während seine Kollegen mit der letzten Fähre die Insel verlassen, will Duval sich die erneute Überfahrt im Sturm ersparen und bleibt auf der Insel. Am nächsten Tag allerdings ist der Fährbetrieb ganz eingestellt, Duval muss jetzt alleine die Ordnungsmacht vertreten. Obwohl ein zweiter Toter gefunden wird. Aber der Kreis der Verdächtigen ist ja überschaubar.

Ungemütliche, aber lebendige Atmosphäre

Der Krimi besticht mit seiner Atmosphäre, die die Insel in Regen und Sturm tatsächlich erlebbar macht. Das Häuflein der Übriggebliebenen, hier Gestrandeten, das regelmäßig im Bistro Zuflucht sucht … als Leser spürt man die klamme Kälte im Bistro und hört den Regen aufs Dach prasseln und den Wind an den Läden rütteln. Der Fall in dieser abgeschlossenen Gesellschaft ist auch ganz interessant, die Charaktere werden ebenfalls lebendig – nur Duval schien mir ein wenig blass. Und die Auflösung, die er am Ende präsentiert, scheint auch aus dem Nichts zu kommen. Oder hatte ich die Hinweise nur überlesen, zu sehr gefangen von der ungemütlichen, herbstlichen Stimmung?

Christine Cazon. Stürmische Côte d’Azur. Der dritte Fall für Kommissar Duval. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2016.

Mehr zur Serie und zur Autorin auf der Autorenseite Christine Cazon.

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