Italien, Roman

Donna Leon. Himmlische Juwelen (2012)

Bekannt ist Donna Leon für ihre Krimis rund um Commissario Brunetti. Schon in über 20 Folgen der Serie führte sie ihre Leser in Wesen und Geschichte Venedigs ein. Mit The Jewels of Pradise erschien 2012 ein Roman außerhalb dieser Serie, der sehr unterschiedlich aufgenommen wurde.

Dotoressa Caterina Pellegrini ist eine Musikwissenschaftlerin von Mitte 30 und gebürtige Venezianerin. Um wieder in ihrer Heimatstadt leben zu können, nimmt sie eine Stelle bei einer merkwürdigen Stiftung an, bei der sie geheimnisvolle Forschungsarbeit leisten soll. In Venedig angekommen erfährt sie, dass sie den Inhalt zweier Truhen untersuchen soll, die der Barock-Komponist Steffani hinterlassen hat.

Schatzsuche

Zwei Cousins erhoffen sich Hinweise auf einen Schatz und darauf, wer von ihnen beiden der rechtmäßige Erbe ist. Anwalt Andrea Moretti vermittelt zwischen Caterina und den Cousins, von der “Fondazione” sind eigentlich nur noch zwei Räume und eine Teilzeit-Sekretärin übrig, die Gelder sind alle, die Bibliothek ist leer, der Computer wurde geklaut.

Caterina kommt das alles zwar merkwürdig vor, aber die Forschungsarbeit, für die sie engagiert wurde, interessiert sie brennend und so liest sie sich durch die vielen Dokumente, die die beiden Truhen enthalten. Wie ein Puzzle setzt sie nach und nach die Informationen zusammen und lernt viel über das Leben des Komponisten.

Spannung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Wer in diesem Roman von Donna Leon einen Krimi à la Brunetti erwartet, wird unweigerlich enttäuscht werden. Die verborgenen Geheimnisse sind eher wissenschaftlicher Natur. Ein geheimnisvoller Fremder, der Caterina an einem Abend folgt, und der undurchsichtige Anwalt, der ihr zwischendurch Avancen macht, sind zwei Versuche, ein bisschen Krimi-Feeling und Spannung zu erzeugen. Das gelingt allerdings nicht besonders gut. Auch die Spannung entsteht nur aus den Nachforschungen wissenschaftlicher Art, aus den Informationen, die Caterina nach und nach aus den Dokumenten und zusätzlicher Lektüre zusammenpuzzelt.

Setting Venedig

Die Stadt Venedig als Setting spielt in diesem Roman keine so große Rolle wie bei Brunetti, aber der Leser bekommt immerhin ein wenig vermittelt, wie das alltägliche Leben in der geschichtsträchtigen Stadt aussehen kann.

Protagonistin

Hauptfigur Caterina bleibt auf ihre Wissenschaft und ein Glas Wein beschränkt, daneben scheint es für sie kein Leben zu geben. Ein Besuch bei ihren Eltern wird kurz erzählt, die Korrespondenz mit einer ihrer Schwestern lässt noch am ehesten ein wenig Lebendigkeit erkennen.

Eine Auflösung hat der Roman, ein Happy-End ist es nicht, das gibt die Story auch nicht her. Das Ende scheint erst banal, offenbart dann aber doch noch eine nette, ironische Überraschung.

Fazit

Alles in allem ein Roman, der sich sehr gut liest, wenn der Leser / die Leserin ein wenig die Besessenheit Caterinas teilt: Ein Interesse an Wissenschaft, an Musikgeschichte, an Barock-Komponisten, an intellektuellen Puzzles.

Donna Leon. Himmlische Juwelen. Zürich: Diogenes, 2012. | The Jewels of Paradise. London, 2012.

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