Schweden

Elisabeth Norebäck. Das Schweigemädchen (2019)

Nach 20 Jahren taucht Stellas verschwundene Tochter wieder auf, aber niemand glaubt ihr …

Stella ist Therapeutin in Stockholm, als eines Tages plötzlich eine junge Frau in ihrer Sprechstunde auftaucht, die sie an ihre verschwundene Tochter erinnert. Zwar war Alice noch ein Baby, damals vor 20 Jahren, aber jetzt sieht sie der Schwester von Alices Vater unglaublich ähnlich. Zunächst glaubt Stella sich selber kaum, erzählt auch ihrer Familie nichts. Schließlich hat Isabelle eine Familie, erzählt von ihrer Mutter und dem kürzlich verstorbenen Vater …

Unheimliche Ereignisse

Doch Stella wird sich immer sicherer, während sich unheimliche Zwischenfälle häufen: ein Mann, der sie in ihrem Haus beobachtet, eine Todesanzeige mit ihrem Namen, Anrufe, die für Verwirrung sorgen. Doch vor Kurzem hatte sie eine junge Patientin angezeigt, sie habe diese verfolgt – könnte sie die Quelle dieser Drohungen sein? Oder kann sich Stella selber nicht mehr trauen? Sie weiß sehr gut um einige frühere Phasen, in denen sie dachte, ihre Tochter gesehen zu haben, die sie bis in die Psychiatrie brachten.

Nachforschungen

Trotzdem muss Stella der Sache nachgehen, sie besucht Alices Vater, fährt nach Strandg°arden, wo die junge Familie damals Urlaub machte, als Alice verschwand. Sie sucht nach dem Polizisten, der damals die Ermittlungen leitete, doch der verstirbt kurz vor dem Gespräch, von dem Stella sich so viel erhofft. Und sie kann sich nicht davon abhalten, Isabelle zu beobachten, sie zufällig zu treffen. Auch dafür wird sie angezeigt. Als Stella dann auch noch die Entdeckung macht, dass ihr Mann Henrik eine Affäre hat, bricht sie vollends zusammen.

Die unglaubwürdige Wendung

Bei einer Freundin versinkt Stella drei Tage in Depressionen oder Schlaf oder was auch immer, um dann wie Phönix aus der Asche aufzuerstehen und wieder die therapeutische Vernunft in Person zu sein. – Man hört es, diese unverhoffte und unmotivierte Wendung wirkte auf mich absolut unglaubwürdig. Wie eine Zäsur teilt sie das Buch in zwei Hälften: In der ersten scheint es, als solle Stella in den Wahnsinn getrieben werden, im zweiten Teil muss sie ihre Tochter retten. Das war für mich nicht wirklich nachvollziehbar, jedenfalls nicht an diesem Punkt der Handlung. Doch immerhin wurde es danach spannender …

Drei Frauen zum Thema Mutterliebe

Drei Frauenstimmen erzählen hier: Stella, Isabelle und deren Mutter Kerstin. Der weibliche Perspektiven mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Thema Mutterliebe. Leider war im ersten Teil nur Stellas Perspektive wirklich interessant, erst später können die beiden anderen etwas Wesentliches beitragen. Ein echtes Hindernis zum Lesegenuss war für mich auch die Sprache, die leider oft sehr einfach und in einem Stakkato-Stil gehalten war. Ob das am Originaltext liegt oder an der Übersetzung lässt sich so natürlich nicht sagen, aber für mich störte es den Lesefluss gewaltig. Das ist aber vermutlich Geschmacksache.

Elisabeth Norebäck. Das Schweigemädchen. München, Heyne 2019. | In my Blood. Stockholm, Polaris 2018. Aus dem Schwedischen von Daniela Stilzebach

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