Krimi, Portugal

Maike Braun. Portugiesische Abrechnung (2023)

Die Trendthemen queer und Umwelt alleine machen noch keinen guten Krimi, trotz ihres Potenzials.

Unternehmensberaterin Selva hat sich gerade von ihrer Frau Özlem scheiden lassen und sitzt allein im regnerischen Brüssel. Da sie freiberuflich für die EU arbeitet, greift sie den Vorschlag eines väterlichen Freundes und Auftragsgebers auf, für drei Monate nach Lissabon zu gehen. Der dortige Chef der Umweltbehörde ist auf der Suche nach jemandem, der die Umweltbilanz der Stadt überprüft. Selva ist für jede Ablenkung dankbar und sagt zu.

Überprüfung unerwünscht

In Lissabon angekommen, sieht es aber nicht mehr ganz so toll aus: Niemand holt sie am Flughafen ab, stattdessen erwartet sie dort ein Polizist. Warum, erschließt sich Selva nicht. Wenigstens weiß sie, wo sie hin kann, denn die Behörde hat für sie eine kleine Wohnung gemietet. Ein bisschen einrichten, viel Stadt erkunden und gelegentlich mal etwas arbeiten, so sieht es anfangs aus. In der Umweltbehörde ist sie nicht wirklich willkommen, denn der Chef, der sie geholt hat, ist mittlerweile verschwunden – und taucht erst als Leiche wieder auf -, und seine Stellvertreterin Cardosa findet jede Überprüfung unnötig. Die gerade gefeuerte Praktikantin Mubi sieht das anders und spielt Selva einen alternativen Bericht zu, der teilweise andere Zahlen ausweist als der offizielle.

Nachhilfe zu Klimabilanzen

Selva versucht also, sich in die Umweltthemen einzuarbeiten, damit sie die Zahlen des Berichtes besser verstehen kann. Gleichzeitig wendet sich der Enkel des verstorbenen Chefs an Selva, ganz offensichtlich voller Angst. Polizist Victor Azenha hält Selva für eine Mordverdächtige, denn die letzten Anrufe des Verstorbenen gingen an ihren Mobilfunkanschluss. Und Selva lernt Jackie kennen, die sie fasziniert und die noch dazu die Schwester ihres Brüsseler „Chefs“ ist. Die beiden beginnen eine Affäre.

Zu durcheinander für Spannung

Diverse Baustellen also, die in diesem Krimi munter durcheinandergehen. Teilweise so durcheinander, dass es für Leser:innen schwierig ist, eine stringente Handlung auszumachen. Selva schwirrt hierhin und dorthin, vielleicht auch nur, um der Autorin zu ermöglichen, etwas von Lissabon zu beschreiben? Spannung kommt so nicht wirklich auf und das dramatische Ende wirkt im Vergleich dazu maßlos übertrieben. Dazu kommen dann noch zahlreiche Tippfehler – jedenfalls in der Version, die ich als Rezensionsexemplar bekommen habe. Hoffentlich wird das für die „richtigen“ Leser:innen noch korrigiert, sonst scheitert die insgesamt noch recht unterhaltsame Berieselung schon daran.

Maike Braun. Portugiesische Abrechnung. München, Piper 2023.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Und was meinst du dazu?