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Elizabeth George. Just One Evil Act – Inspector Lynley 18 (2013)

Barbara Havers in der Hauptrolle – und völlig von der Rolle, so ließe sich Just One Evil Act vielleicht zusammenfassen. Aber noch nie war die frühere Partnerin von Detective Inspector Thomas Lynley so sehr persönlich betroffen: Die Tochter ihres Nachbarn und Freunds Taymullah Azhar, Hadiyyah, ist verschwunden. Allerdings mit ihrer eigenen Mutter, sodass Azhar, nicht offiziell als Hadiyyahs Vater eingetragen, machtlos ist. Barbara will ihm helfen, koste es, was es wolle.

Auf 870 Seiten breitet Elizabeth George ihren Roman in London und Lucca aus, einen Roman, den man eigentlich kaum noch Krimi nennen kann. Neben einer echten Krimihandlung, bzw. zwei hintereinander, ist der Roman auch eine Charakterstudie von Havers: Wie weit würde jemand / sie gehen, um einen Freund zu beschützen, selbst wenn es den Job kosten könnte? Dazu geht Elizabeth George wie gewohnt extrem in jedes Detail, beschreibt jede Bewegung und jede Überlegung ihrer Hauptfiguren.

Charaktere

Thomas Lynley agiert in diesem 18. Band der Serie eher am Rande. Für kurze Zeit beobachtet er die Ermittlungen in Lucca, ansonsten ist er vor allem mit seinem Privatleben beschäftigt. Viele weitere Figuren führt Elizabeth George ein. Und das ist etwas, was ich wirklich bewundern muss: Auch die kleinste Nebenfigur erhält einen Charakter. Dazu reichen George wenige Sätze und man glaubt, den Menschen mit seinen Eigenheiten vor sich zu sehen.

Entführung und Mord

Wieviel kann man zur Krimihandlung sagen, ohne zu viel zu verraten? Erst wird Hadiyyah von ihrer Mutter entführt, dann in Lucca von einem Unbekannten. Ihr Vater fährt auch hin, Lynley stößt dazu. Das Mädchen wird gefunden. Und kurz darauf wird ihre Mutter ermordet. Hadiyyahs Vater Azhar steht unter Verdacht.

Barbara Havers will Azhar helfen. Da die Polizei offiziell nichts für ihn tun kann, begleitet sie ihn zu einem Detektiv. Der soll herausfinden, wohin Hadiyyah mit ihrer Mutter verschwunden ist. Er habe sie nicht finden können, sagt Azhar Barbara. Also hilft sie bei der Suche, spricht mit Azhars Ehefrau und seinem Sohn, mit Eltern und Schwester von Hadiyyahs Mutter Angelina. Ein Journalist soll Barbara später dabei helfen, nach Lucca geschickt zu werden, doch auch diese Geschichte verselbständigt sich. Der Detektiv scheint ebenso ein eigenes Ziel zu verfolgen, viele manipulierte Daten sind die Folge …

Zu viel des Guten

Auf 870 Taschenbuch-Seiten kann ein Autor eine komplexe Geschichte ausbreiten. Das tut Elizabeth George auch ausgiebig und mit Liebe zum Detail. Und sie macht es auch gut, man kommt als Leser den Menschen nahe, lernt ihre Beweggründe kennen, will sie begleiten. Der Erzählfluss ist eher langsam, Action gibt es nicht, aber das ist sehr gut gemacht.

Und trotzdem: 870 Seiten sind einfach zu viel. Wieso mussten es gleich so viele Verwicklungen sein? Der Mordfall löst sich auf, wie Barbara (und der Leser) es erhofft hatte, doch die allerletzte Wendung für Barbara entbehrt jeglicher Logik. Vielleicht folgt eine Erklärung im nächsten Band der Lynley-Reihe? Doch vermutlich werden nur sehr begeisterte George-Fans überhaupt so weit gelesen haben. Sogar ich musste viel Geduld bemühen, um den Roman bis zum Ende zu lesen, obwohl ich Georges Erzählweise sehr schätze. Schade.

Elizabeth George. Just One Evil Act. New York: Random House, 2013. | Nur eine böse Tat. München: Goldmann, 2013. (Inspector Lynley 18)

Mehr zur Autorin und zur Serie auf der Autorenseite Elizabeth George.

2 Gedanken zu „Elizabeth George. Just One Evil Act – Inspector Lynley 18 (2013)“

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