Während der Mord, für den ihr Vater einst verurteilt wurde, erneut vor Gericht kommt, muss Kommissarin Hannah Duncker mit den Kollegen noch den Mord an einem ehemaligen Schiffskoch aufklären.
Hannah Duncker hat zwar eigentlich eine Woche frei bekommen, um den Prozess zu verfolgen, aber sie ist emotional so involviert, dass sie fast schon erleichtert ist, als es einen neuen Fall gibt. Ihre ehemalige Nachbarin Ingrid hat ihren Freund Vidar tot in seiner Wohnung gefunden. Und ihre Enkelin Olivia, eine 12-Jährige mit Downsyndrom, war bei ihr, jetzt ist das Mädchen verschwunden. Also wird zuerst Olivia gesucht.
Alte Liebe
Vidar scheint Selbstmord begangen zu haben, darauf deutet jedenfalls eine Notiz neben seinem Bett hin. Einst war er Schiffskoch und immer unterwegs, immer hatte er Pläne und war ruhelos. In ihrer Jugend waren er und Ingrid eine Zeitlang ein Paar, bevor sie sich für ihren späteren Mann Harald entschied, der ihr mehr Sicherheit bieten konnte. Als sich Ingrid und Vidar vor Kurzem wiederbegegnet sind, war nach all den Jahren doch noch etwas der alten Liebe vorhanden und sie trafen sich ab und zu.
Der letzte Tag
Wieder gibt es einen Erzählstrang, der Vidar auf seinem Gang durch seinen letzten Tag, auf den Spuren seiner Erinnerungen zeigt. Es stellt sich heraus, dass er außer Ingrid bereits eine Freundin hatte, dass er an einer beginnenden Demenz litt, dass zahlreiche Begegnungen diesen letzten Tag füllten. Bis hin zu seinem Mörder … Die Konstruktion parallel zu den Ermittlungen ist sehr gut gelungen, die Hinweise, die Hannah und ihr Kollege Erik finden, werden hier mit noch mehr Leben gefüllt.
Corona
Als Hannah herausfindet, dass Vidar eine Freundin hatte, muss sie sich auch fragen, ob Ingrid das wusste. Ob sie womöglich so erschüttert war, dass sie …? Aber Ingrid hat gerade Corona erwischt und leidet gewaltig, auch daran dürfen wir Leser:innen teilhaben. Wie überhaupt die Thematik der Unsicherheiten in der beginnenden Pandemie in die Ermittlungen hineinspielen und sie so erfolgreich in unserer Realität verankern.
Spannung von Band zu Band
Wieder ein sehr spannender Fall, der sich durch den Hintergrund Hannahs und der Bedrohung gegen sie von einem Band zum nächsten weiterentwickelt. So findet sie in dieser Folge zwar heraus, wer sie am Ende des letzten Bandes mit dem Messer attackiert hatte – doch wieder sorgt ein Cliffhanger dafür, dass man als Leserin begierig auf den nächsten Band wartet. Weil man sich ganz sicher sein kann, dass es spannend bleibt, und weil man Hannah Duncker und ihrer kleinen Familie weiter folgen will.
Johanna Mo. Nebelstunde. München, Heyne 2024. | Darrgräset. Stockholm, Romanus & Selling 2023. Aus dem Schwedischen von Ulrike Brauns (Hanna Duncker 4)
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!