Deutschland, Krimi

Linn Greve. Mord in der Hafencity – Dorothee Anders 1 (2022)

Mord an einem Spitzenkoch und Medienliebling in der HafenCity in Hamburg.

Gabriel Otto, genannt Gallo, hat sich als Koch mit seinem neusten Restaurant in Hamburg bereits einen Namen gemacht in der Gastroszene und hofft jetzt auf einen Stern. Doch sein Konzept einer „neuen Nachhaltigkeit“, bei der alle Teile der geschlachteten Tiere verwendet werden, scheint nicht bei jedem so gut anzukommen. Eines Mittags jedenfalls liegt Gallo erschossen in der Tiefgarage seiner Wohnung. Natürlich hat keiner der anderen Bewohner etwas gehört oder gesehen. Also müssen Kommissarin Dorothee Anders und ihr junger Kollege Ben Fleck das Leben Gallos genau durchleuchten.

Mordmotiv?

Dabei kommt so einiges zutage, was den Koch nicht gerade im besten Licht dastehen lässt. Sein Küchenpersonal behandelte er genauso schlecht wie seine Frauen, mit denen er nur lockere Affären pflegte. Und seine „nachhaltigen Tierprodukte“ bestanden eigentlich aus den Schlachtabfällen des örtlichen Großschlachters. Aber wen könnte er so sehr geärgert oder bedroht haben, dass derjenige Gallo ermorden wollte? Ist das Motiv beruflich oder privat motiviert? Aktuell oder geht es um eine alte Geschichte?

Nebenfigur

Nebenbei rückt immer wieder eine alte Affäre Gallos in den Fokus, die Autorin gibt ihr viel Raum, obwohl die Verbindung zu dem Koch erst gegen Ende wirklich aufgedeckt wird. Doch das Leben der Frau zwischen Misshandlungen durch ihren Ehemann, der Flucht in den Alkohol und der Liebe zu ihren Kindern bietet schon eine interessante Lektüre.

Solide

Kommissarin „Doro“ ermittelt engagiert, wenn auch gelegentlich leicht abgelenkt durch ihre eigene Affäre mit einem verheirateten Mann, ausgerechnet dem Staatsanwalt, der meist für ihre Fälle zuständig ist. Sohn Constantin zeigt erste Anzeichen pubertärer Entgleisungen und überlegt, lieber beim Vater zu wohnen. Kollege Ben lässt sich sogar mit einer Verdächtigen ein, gut, dass sie schnell von dieser Liste gestrichen werden kann. Das Privatleben bleibt aber eher am Rande der Ermittlungen.

Alles in allem ein solider Krimi, der zwar noch nicht herausragt, aber durchaus Potenzial für eine ganze Serie hat.

Linn Greve. Mord in der Hafencity. München, Penguin 2022. (Dorothee Anders 1)

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