Island, Krimi

Ævar Örn Jósepsson. In einer kalten Winternacht – Kommissar Arní 5 (2015)

In einer kalten Winternacht in Reykjavík wird die Studentin und politische Aktivistin Erla mit mehreren Messerstichen niedergestochen. Rache für ihr Engagement oder gibt es einen privaten Hintergrund?

Am Abend des Gründonnerstags verschwand Erla Lif, ein paar Tage später wurde sie an einer Kirche gefunden, schwerst verletzt von zahlreichen Messerstichen. Kommissarin Katrín leitet diese Ermittlungen, sie kannte Erla und auch ihre Familie und setzt alles daran, den oder die Täter zu finden. Eigentlich ist sie überzeugt, dass Erlas Ex-Freund Darri und zwei seiner Kumpel die Schuldigen sind, denn diese drei hatten Erla einige Monate zuvor vergewaltigt. Das Gerichtsverfahren hat sich verzögert, erst vor Kurzem wurden alle drei freigesprochen. Obwohl sie schuldig sind, davon ist Katrín überzeugt.

Rache im Drogenmilieu

Kommissar Arní beendet gerade vier Monate Vaterschaftsurlaub und kommt wieder zu Katríns Team. Mit frischem Blick soll er auf die Ermittlungsunterlagen schauen, doch es sind nur Kleinigkeiten, die ihm auffallen, die vielleicht den Blickwinkel auf den Fall verändern könnten. Derweil ist der Kollege Guðni auf seinem eigenen Rachefeldzug unterwegs, denn seine Tochter Helena ist brutal zusammengeschlagen worden. Er ist sicher, dass Helena Drogen nimmt und im Milieu Probleme bekommen hat. Deshalb besucht er Reykjavíks Drogenboss Lalli – der am nächsten Tag tot aufgefunden wird. Natürlich ist Guðni der erste Verdächtige. Dezernatsleiter Stefán hatte sich nach dem plötzlichen Tod seiner Frau eine Auszeit genommen, um Depressionen zu pflegen, jetzt kommt er jedoch wieder zurück ins Büro. Weil Guðni sich verfolgt fühlt und die Kollegen vom Drogendezernat in Verdacht hat …

Mord, Vergewaltigung, Politik

Außerdem war Erla beim Überfall schwanger, sie wurde mit Maschinen am Leben gehalten, damiht ihre Tochter Lif jetzt geboren werden kann, bevor die Maschinen abgestellt werden und Erla wirklich stirbt. Die Vergewaltigung wird mit einem Zeitsprung auch noch mal genau seziert, ebenso wie das Verhalten Erlas und ihrer Familie danach, wie die „Kochtopf-Revolution“ und die Neuwahlen, wie die guten Beziehungen der drei reichen Tatverdächtigen, die sie beinahe unantastbar machen.

Düsteres Island-Bild

Vielleicht lag es daran, dass dieser Krimi bereits der fünfte Band einer Serie ist, vielleicht aber auch am Stil des Autors, dass ich diesen Krimi sehr anstengend fand. Zeitsprünge, unvermittelte Dialoge, bei denen sich erst im Laufe der Szene herausstellt, wann und wo sie stattfinden und worum es eigentlich geht, viele Depressionen, Alkohol und Drogen an allen Fronten – das ergibt ein sehr düsteres und zersplittertes Bild. Vielleicht ein authentisches Porträt nach der Staatspleite? Das kann ich natürlich nicht beurteilen.

Ævar Örn Jósepsson. In einer kalten Winternacht. München, Random House 2015. | Önnur líf. Reykjavík, Forlagið 2010. (Kommissar Arní 5) Übersetzung Coletta Bürling

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