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Lori Nelson Spielman. Morgen kommt ein neuer Himmel (2014)

Als Unternehmerin Elisabeth Bohlinger stirbt, hinterlässt sie ihren beiden Söhnen ein großes Erbe, die Firma erhält allerdings nicht Tochter Brett, sondern Schwiegertochter Catherine. Brett ist geschockt, aber auch noch wie betäubt in ihrer Trauer. Ihre Mutter war ihre engste Vertraute wie es scheint. Sie kannte Brett durch und durch und wusste auch genau, wie sie ein glücklicheres Leben führen könnte als im Moment. Deshalb besteht Bretts Erbe aus einer Aufgabe, die ihre Mutter vor die Millionen gestellt hat: Brett soll innerhalb eines Jahres die Ziele erreichen, die sie sich selber als 14-Jährige notiert hatte.

Auf dieser Liste stehen Dinge wie “einen Hund anschaffen” und “ein Pferd kaufen”, “Lehrerin werden” aber auch “den Mann fürs Leben finden” und “ein Kind bekommen”. Wünsche, über die Brett heute den Kopf schüttelt, Wünsche, die heute nicht mehr zu ihrem chicen Leben passen. Doch vielleicht hat ihre Mutter gewusst, dass dieses Leben eigentlich auch nicht zu Brett passt?

Berufung gefunden – mit Umwegen

Als Catherine auf Anweisung Bretts Stelle im Familienunternehmen kündigt, ist Brett gezwungen, sich zumindest mit einem Punkt der Liste auseinander zu setzen: Sie braucht einen neuen Job. Und schließlich ist sie studierte Lehrerin, auch wenn ihre ersten Versuche vor einer Klasse scheinbar nicht erfolgreich waren. Auch der erneute Versuch ist nicht von Erfolg gekrönt – doch wie der Zufall es will, ergibt sich daraus eine Chance als Hauslehrerin zu arbeiten. Eine Arbeit, die schnell zu sozialem Engagement wird.

Der Zufall spielt für Brett

Der Zufall, man ahnt es, muss eine große Rolle spielen in diesem Roman, wenn – wie zu erwarten – Brett am Ende alle Punkte auf der Liste erfüllt haben soll. Das ist natürlich nicht sehr realistisch. Aber wen stört das, wenn ein Roman so gut zu lesen ist, so unterhaltsam und sympathisch? Bretts Auseinandersetzung mit ihrem derzeitigen Leben, ihr Zögern, den Freund zu verlassen, mit dem eine Umsetzung ihrer Ziele unmöglich ist, all das macht sie uns sympathisch. Und noch viel mehr bewundern wir dann ihre Veränderung, ihren Einsatz für andere, bei dem sogar die Wünsche ihre Mutter in den Hintergrund geraten.

Und deine Ziele, liebe Leserin?

Ein guter Roman unterhält nicht nur, sondern regt den Leser / die Leserin auch an, über sein / ihr eigenes Leben nachzudenken. Und das macht Morgen kommt ein neuer Himmel, ganz besonders am Anfang und vermutlich nach dem Ende der Lektüre. Jedenfalls war es bei mir so: Welche Ziele stünden auf meiner Liste? Was fand ich als Teenie so ungemein wichtig für mein eigenes Leben? Aber wäre es heute noch das Richtige? Menschen ändern sich, ändern ihre Prioritäten, passen sich an – ist das gut oder schlecht?

Das Ende des Romans kommt ziemlich abrupt, so ein Zufall aber auch, dass in letzter Sekunde doch noch der Traummann auftaucht. Aber Brett hat damit alle Ziele der Liste erreicht und ist tatsächlich wesentlicher glücklicher als vor einem Jahr. IHRE Mutter wusste genau, was gut für sie ist.

So einen Mentor würden wir uns alle wünschen, oder? Jemand der uns so viel besser kennt als wir selber und der uns zwingt, endlich das Richtige für uns zu tun! Aber schon die Lektüre des Romans hilft, sich mit dem Thema zu befassen, und macht Mut, auch mal etwas zu wagen.

Lori Nelson Spielman. Morgen kommt ein neuer Himmel. Ffm: Fischer, 2014. | The Life List. Cornerstone, 2013.

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