Frankreich, Krimi

Maria Dries. Der Kommissar und der Tote von Gonneville – Philippe Lagarde 5 (2016)

Auf einem Hochsitz in der Nähe von Gonneville in der Normandie werden zwei Menschen erschossen. Der eigentlich bereits aus dem Dienst ausgeschiedene Kommissar Philippe Lagarde unterstützt die Ermittlungen, zusammen mit Praktikantin Karima Azmi. Dabei müssen sie nicht nur die internationalen Geschäfte des Toten betrachten, sondern auch die großangelegten Baupläne vor Ort sowie drei Ex-Frauen.

Der Industrielle Charles Mirbeau und seine junge Verlobte Aimée verbringen ein Wochenende in Charles Jagdhütte in der Normandie. Das romantische Wochenende findet ein vorzeitiges Ende, als beide frühmorgens auf dem Hochsitz erschossen werden: zwei präzise Treffer mitten in die Stirn. Ein weiterer Schuss allerdings traf nur einen Baum … Scharfschütze oder Amateur mit zwei Glückstreffern oder zwei Schützen?

Praktikantin mit Migrationshintergrund

Wieder einmal unterstützt der Kommissar Philippe Lagarde die Polizei von Cherbourg bei den Ermittlungen. Scheinbar hat er keinerlei Pflichten, aber alle Rechte eines Kommissars. In diesem Fall erhält er Unterstützung von der Praktikantin Karima Azmi, einer jungen Frau mit marokkanischen Wurzeln, die an der Polizeihochschule studiert. Arbeitsbeziehungen scheinen in Cherbourg schnell persönlich zu werden, denn schnell lädt die selbstbewusste Karima Lagarde zum Essen zu ihren Eltern ein.

Das Seeräuberparadies

Kurze Szenen außerhalb der Ermittlungen deuten auf ein Motiv im Zusammenhang mit einem Drogenboss hin, dem der Tote, Mirbeau, gewaltig auf die Füße getreten war. Hat dieser Auftragskiller Mirbeau auf dem Gewissen? Oder gibt es doch eher einen Zusammenhang mit dem großen Bauprojekt „Seeräuberparadies“, eine gigantische Ferienanlage, das Mirbeau in der Gegend von Gonneville geplant hatte und das weite Küstenstriche verschandelt hätte? Jedenfalls gibt es eine sehr aktive Gruppe von Gegnern.

Ermittlungen und Mahlzeiten

Und dann sind da noch zwei Exfrauen, Béatrice und Rosalie, sowie eine beinahe Ex-Frau, Caroline. Alle drei leben in sehr komfortablen Verhältnissen, gut versorgt von Ex-Ehemann Charles. Könnte es hier irgendwo ein Motiv geben? Lagarde und Karima befragen viele, viele Zeugen, fahren nach Paris und auf das Landgut von Caroline Mirbeau – und vergessen dabei niemals, zu gemeinsamen Mahlzeiten einzukehren. Gerne auch im Feinschmeckerrestaurant von Lagardes Freundin Odette.

Netter Versuch

Mit den Befragungen, den Mahlzeiten und wenigen Randszenen (Drogenboss, Umweltschützer) bleibt das Geschehen irgendwie sehr distanziert. So richtig flüssig scheint der Stil nicht oder er liegt mir einfach nicht, ich wurde jedenfalls mit diesem Krimi nicht so richtig warm. Und das trotz ein paar netter Beschreibungen der Landschaft und bekannten Ortsnamen. Die Personen blieben Figuren, die die Autorin bemüht und je nach Bedarf einsetzt, vielleicht haben sie ihren Charakter ja in vorherigen Bänden der Serie erhalten? Wenn man nur diesen einen Band liest, bleiben die Figuren jedenfalls farblose Versatzstücke. Der Kriminalfall an sich ist ganz nett, aber vergleichsweise simpel gestrickt. In meinen Augen ein netter Versuch, der leider nicht so ganz geglückt ist und der trotz des tollen Schauplatzes nicht unbedingt Lust auf mehr macht.

Maria Dries. Der Kommissar und der Tote von Gonneville. Ein Kriminalroman aus der Normandie. Berlin: Aufbau, 2016. (Philippe Lagarde 5)

Und was meinst du dazu?