Krimi, USA

Amanda Cross. In the last Analysis – Kate Fansler 1 (1964)

Der Mord an ihrer Studentin lässt Literaturprofessorin Kate Fansler keine Ruhe. Nicht nur hatte sie ihr die Praxis empfohlen, in der sie ermordet wurde, sondern ein Freund und Fansler selber stehen unter Mordverdacht. Die Polizei tappt im Dunkeln und hat nach Fanslers Meinung nicht das nötige Hintergrundwissen. Da macht sie sich lieber selber an die Ermittlungen – zum großen Vergnügen der Leserin.

Die New Yorker Literaturprofessorin Kate Fansler sinniert beim Gang über den Campus über ihre Abneigung gegen den Frühling – in ihrem Büro wartet derweil die Polizei: Fansler soll ein Alibi für einen Mord liefern. In der Praxis ihres Freundes Emanuel Bauer wurde ihre Studentin Janet Harrison ermordet. Fansler hatte ihr diesen Analytiker empfohlen, mit dem sie darüber hinaus früher eine Beziehung hatte. Für die Polizei Grund genug, auch Fansler zu überprüfen.

Unter Verdacht

Der erste Verdächtige ist allerdings Bauer selber, denn die Studentin wurde auf der Analysecouch getötet und wer hätte dazu eine bessere Gelegenheit gehabt? Allerdings tut sich die Polizei noch schwer mit einem Motiv. Eifersucht? Dass Bauer aufgrund von zwei unerwarteten Absagen seine Praxis gleich verlassen hat, glauben die Ermittler nicht so wirklich. Fansler schon. Weil sie das Wesen der Analyse und dieses Analytikers besser verstehe als die Polizei, fühlt die Literaturprofessorin sich berufen, diesen Fall aufzuklären. Die Lektüre von Krimis sollte doch ein wenig Rüstzeug geliefert haben.

Ermittlungsmethoden

Kate Fansler macht sich also mit der ihr eigenen Methode an Ermittlungen: Sie führt höchst intelligente, häufig intellektuelle Gespräche mit Beteiligten und Zeugen. Dabei wird gerne die Literatur – oder eine andere Wissenschaft – bemüht, um Erkenntnisse zu liefern, auch in diesem Fall liefert eine literarische Vorliebe den entscheidenden Hinweis, der Fansler auf den Täter und sein Motiv stößt. Bei ihren Ermittlungen hat sie natürlich Unterstützung: Für die Laufarbeit engagiert sie den jungen Verlobten ihrer Nichte, und als offizieller Arm des Trios fungiert Reed Amhurst, ein befreundeter Staatsanwalt. Begleitet werden alle Gespräche von Alkoholika und Zigaretten, scheinbar verpflichtende Accessoires in Intellektuellenkreisen Anfang der 1960er-Jahre.

Intelligentes Salonstück

In the Last Analysis ist 1964 zuerst erschienen, das sollte man bei der Lektüre berücksichtigen, damit der heute doch leicht angestaubt wirkende Ton seine Berechtigung erhält. Dramatische Action gibt es in diesem Krimi nicht, dafür sehr interessante und sympathische Charaktere und geschliffene Dialoge, die ihresgleichen suchen. So viel Wissen und Intelligenz, immer durchzogen von einer leisen Ironie, das macht beim Lesen einfach Spaß, besonders natürlich, wenn man das Interesse an Literatur und Krimis teilt. Außerdem lebt Kate Fansler die feministische Haltung ihrer Autorin, damit dürfte sie besonders in der Zeit der Erstveröffentlichung des Krimis ziemlich aus dem Rahmen gefallen sein. Für Fansler ist das eine Selbstverständlichkeit, gelegentliche ironische Bemerkungen eingeschlossen, wenn sie doch mal aneckt. Ein feministisches Manifest sind die Krimis der Literaturprofessorin Carolyn Gold Heilbrun also nicht, im Mittelpunkt steht ein Kriminalfall, und den konstruiert die Autorin sehr interessant und logisch.

Für Literaturliebhaber

Für Liebhaber von Literatur, von intelligenter Unterhaltung, von Campus-Romanen, von interessanten Frauengestalten sind die Krimis von Amanda Cross immer noch eine hervorragende Unterhaltung – und inzwischen auch ein Zeitzeugnis aus New York. Und in diesem ersten Band wird man als Leser hervorragend in die Welt Kate Fanslers eingeführt.

Amanda Cross. In the Last Analysis. New York, 1964. | dt. Gefährliche Praxis. Frankfurt/M.: Eichborn, 1988; München: dtv, 1990.

Mehr zur Autorin und zur Serie auf der Autorenseite Amanda Cross.

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