Deutschland, Krimi

Anette Hinrichs. Das Sandmann-Projekt – Malin Brodersen 3 (2015)

Die junge Hamburger Kommissarin Malin Brodersen und ihre Kollegen bekommen es mit einem Mordfall zu tun, für dessen Aufklärung sie in grausame DDR-Methoden eintauchen müssen.

Der alte Dr. Kurt Wanninger wird tot in seinem Hamburger Haus gefunden, grausam erschossen. Doch nach einem Motiv sucht das Team mit Malin Brodersen lange vergeblich. Der Senior lebte sehr zurückgezogen, hatte keine Freunde oder Bekannten, auch zu seiner Schwester hatte er keinen Kontakt. Lediglich der junge Briefträger, der die Leiche findet, kann ein paar kleine Hinweise geben.

Ein dubioser Club

Einer dieser Hinweise führt zu einem Club für Pfeifenraucher, bei dem Wanninger Mitglied gewesen ist. Die Bedienung im Vereinslokal hatte bei Wanningers letztem Besuch einen Streit gehört – doch die Stammtischbrüder wissen angeblich von nichts. Überhaupt sind die Mitglieder der „Schmauchfreunde“ sehr zurückhaltend, was Informationen angeht, allen voran ihr Vorsitzender, der Anwalt Wolfgang Herzog.

DDR-Vergangenheit

Doch dann stellt sich heraus, dass nicht nur Wanninger bis zur Wende in der DDR gelebt hatte, sondern auch alle anderen Club-Mitglieder … Jetzt fehlt nur immer noch die Verbindung zu Michael Baumann, dem jungen Mann, der Wanningers Vermögen erben soll, ihn aber gar nicht kannte.

Die Neue

Kommissarin Malin Brodersen geht auch in diesem Fall gerne mal eigene Wege und stellt Nachforschungen an, bevor sie von oben abgesegnet sind. Hier führen sie die Wege nach Berlin und ins Archiv der Stasiakten … aber in diesem Fall ist sie eher geschockt als allzu wagemutig.

Gelungene Fingerübung

Ein spannender Fall vor allem wegen der Bezüge in die unschönen Abgründe der DDR-Diktatur. Das hat die Autorin wirklich gut in einen aktuellen Fall verpackt. Ein kleines Minus gibt es von mir nur wegen der Konstruktion hier zur Lösung: Hätte sie nicht ziemlich am Anfang ihre Ermittler einen normalen Arbeitsschritt ausfallen lassen, wäre der Fall schon eher gelöst gewesen – oder es hätte ein ganz anderer Weg zur Auflösung werden müssen. An dieser Kleinigkeit merkt man dann doch noch, dass es Anette Hinrichs hier noch an Routine fehlte, aber im Hinblick auf ihre späteren Krimis ist dieser doch schon eine gelungene Fingerübung. Und durchaus auch für sich zu empfehlen!

Anette Hinrichs. Das Sandmann-Projekt. Leer: Leda Verlag, 2015. / Meßkirch: Gmeiner Verlag, 2020. (Malin Brodersen 3)

Mehr zur Autorin und ihren Krimis auf der Autorinnen-Seite Anette Hinrichs.

Und was meinst du dazu?