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Anette Hinrichs. Nordlicht – Die Tote im Küstenfeuer – 3 (2021)

In den Überresten eines Feuers an der dänischen Küste findet ein Jogger die Überreste einer Leiche – handelt es sich um die vermisste 16-jährige Schülerin Elin Akman? Das deutsch-dänische Sonderteam in Padborg wird wieder zusammengerufen, denn die Schülerin stammte aus Hamburg.

Vibeke Boisen und ihr dänischer Kollege Rasmus Nyborg haben sich in den vergangenen beiden Fällen schätzen gelernt, die Zusammenarbeit klappt jetzt besser. Das heißt allerdings nicht, dass die Ermittlungserfolge ihnen zufallen. Dass es sich bei der Toten tatsächlich um Elin Akman handelt, bringt das Team ihrem Mörder nicht näher. Die 16-Jährige war allseits beliebt, doch scheinbar kannte niemand ihren heimlichen Freund, nicht mal innerhalb ihrer Clique. Zu der gehörten neben Elins bester Freundin Annelie noch die Jungs Sebastian, Lars und Annelies Freund Magne. Die jungen Leute kämpfen mit ihrer Trauer und teilweise auch mit Schuldgefühlen – aber ein Mord traut ihnen natürlich niemand zu.

Ehrenmord in Dänemark?

Vibeke Boisen sieht ein Mordmotiv eher in der türkischen Familie von Elin. Sie wurde in Hamburg gemobbt, indem gefakte Nacktbilder von ihr ins Netz gestellt wurden, für die konservativ muslimische Familie ihres Vaters ein Ehrverlust für alle. Boisen ist sich der Gefahr bewusst, hier vielleicht Vorurteilen aufzusitzen, trotzdem ist sie nach einem Gespräch mit der Familie überzeugt, dass diese etwas vor ihr verbirgt. Elin hatte in Hamburg zwar bei ihrer dänischen Mutter gelebt, die Eltern sind schon lange geschieden, trotzdem scheint die Familie ihres türkischen Vaters radikal. Das Verhalten der Familie nach Elins Tod stürzt auch ihren Bruder Timur in einen Konflikt, obwohl er beim Vater aufgewachsen ist, hat er die konservative Haltung, gepaart mit Hass und Verachtung, immer kritisch gesehen. Allerdings auch in Sorge um seinen Halbbruder Sait, der gerade dabei ist abzurutschen.

Licht ins Dunkel

In den Gesprächen mit Elins türkischer Familie in Hamburg erfährt Vibeke Boisen also nicht viel, aber auch in Dänemark, in der Nähe des Tatortes kommen die Ermittler nicht wirklich voran. Bei Elins Leiche wurde eine Kette mit einem Kreuz gefunden, aber niemand hatte diese Kette jemals an ihr gesehen. Am Tag ihres Verschwindens hatte sie eine Verabredung mit ihrer Freundin Annelie abgesagt, hatte mit ihrem Freund per Textnachricht Schluss gemacht – die Gründe dafür bleiben lange im Dunkeln. Erst als Elins Fahrrad an der Küste gefunden wird, kommen die Ermittler dem Tatort näher. Doch es muss erst ein weiteres Mädchen verschwinden, bevor endlich jemand das Schweigen bricht und die Tragödie ans Licht kommt.

Raffiniert, amüsant und vor allem spannend

Anette Hinrichs Küstenkrimis aus dem dänisch-deutschen Grenzgebiet sind wirklich ganz besondere Krimileckerbissen. Psychologisch raffiniert zeigt sie Menschen in Not und in Ausnahmesituationen, erzählt spannend und amüsant von den Ermittlungen, lässt auch die menschlichen Eigenarten oder Probleme der Ermittler durchscheinen und weckt ganz nebenbei die Sehnsucht nach Meer-Urlaub. Bitte mehr davon!

Anette Hinrichs. Nordlicht – Die Tote im Küstenfeuer. München: Blanvalet, 2021. (Boisen/Nyborg 3)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Mehr zur Autorin und ihren Krimis auf der Autor:innen-Seite Anette Hinrichs.

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