Frankreich, Roman

Bertina Henrichs. Ein Garten am Meer (2011)

Marthe Simonet liebt ihr Haus in dem kleinen Dorf Plouerbec in der Bretagne. Erst Feriendomizil, ist die Familie nach der Pensionierung des Vaters ganz an die bretonische Küste gezogen. Mittlerweile ist Marthe verwitwet und selber in Rente, doch sie sitzt nicht alleine zu Hause herum, sondern engagiert sich in ihrem Ort für Kinder und in der Bücherei. Als sie erfährt, dass ganz in der Nähe ein großer Freizeitpark gebaut werden soll, nimmt ihr Engagement ungewohnte Formen an.

Die Bewohner des kleinen Ortsteils, in dem Marthes Haus steht, bekommen seit einiger Zeit Briefe mit Kaufangeboten für ihre Häuser. Zuerst nimmt das niemand wirklich ernst. Doch auf einer Versammlung verkündet der Bürgermeister den Grund: Ein großer Freizeitpark an der Küste soll Geld in die Gemeindekasse bringen und die Häuser sind im Weg.

Der Außenseiter im Widerstand

Anfangs sind Verkäufe die Ausnahme. Die meisten Bewohner beschließen sich zu wehren, allen voran der Deutsche Hans von Scharnbeck, der Außenseiter, der bisher kaum in seinem Häuschen gewohnt hat. Doch der Widerstand und die Küste sind ihm wichtig. Er beginnt seine Hütte bwohnbar zu machen, sein Grundstück in einen Garten zu verwandeln – und immer öfter Marthe zu besuchen. Eine stille Freundschaft zwischen beiden entsteht, die keine aufgeregten Unterhaltungen braucht. Das gemeinsame Ziel verbindet sie und damit auch die Liebe zur Bretagne, zum Meer und zu einer bestimmten Art zu leben.

Marthe geht einen neuen Weg

Die Geschichte ist nicht groß, nicht sensationell. Der Widerstand scheitert, der Freizeitpark wird gebaut, die meisten Anwohner verkaufen ihre Grundstücke dann doch. Die riesige Figur eines Zwerges wird in Zukunft Marthes Haus in Schatten tauchen. Und doch ist das Ende wunderbar, denn Marthe hat viel Neues gelernt, ihre gewohnte Rolle verlassen und bricht am Ende mit Hans auf zu neuen Ufern, und das ganz wörtlich.

Die Erzählweise ist ebenso unaufgeregt, folgt Marthe bei ihren Unternehmungen, gibt gelegentlich ihre Gedanken preis, ohne völlig einzutauchen in ihre Ängste oder Gefühle. Das tut Marthe aber auch selber nicht, sie behält einen klaren Kopf, bleibt pragmatisch – bis zum letzten mutigen Schritt in eine völlige Ungewissheit. Gelegentlich finden sich auch schöne und poetische Beschreibungen der Natur.

Schauplatz Bretagne

Die Bretagne als Schauplatz stellt ihre raue Küste zur Verfügung und lässt ihren salzigen Wind über den Widerstand wehen. Jeder Leser / jede Leserin kann sofort verstehen, dass ein Freizeitpark an dieser Küste nichts zu suchen hat, kann die große Liebe zu dieser Landschaft nachvollziehen. Eine größere Rolle spielt die Bretagne in diesem Roman allerdings nicht.

Bertina Henrichs ist Deutsche, lebt aber schon lange in Frankreich und schreibt auf Französisch.

Bertina Henrichs. Ein Garten am Meer. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2011/München: Diana, 2011. | Original: Le Jardin. Paris: Cherche Midi, 2011.

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