Frankreich, Krimi

Catherine Simon. Bitterer Calvados – Kommissar Leblanc 3 (2017)

Zum Krimifestival „Mord am Meer“ tummeln sich zahlreiche Krimi-Schriftsteller und noch mehr Fans in Deauville. Kommissar Leblanc soll sogar sein Büro für eine Lesung zur Verfügung stellen. Doch daraus wird nichts: Der Star des Festivals, der Bestseller-Autor Jean-Paul Picard wird tot in seiner Suite aufgefunden. Selbstmord? Oder doch Mord? Leblanc braucht sein Büro für die Ermittlungen und die gestalten sich nicht gerade einfach.

Mit einer beeindruckenden Vorstellung hatte Jean-Paul Picard, genannt JPP, das Krimifestival eröffnet. Sogar Jacques Leblancs war beeindruckt vom Charisma des Autors und seiner Gestaltung der Lesung. Obwohl ihn seine Begleitung, die junge und wunderschöne Liliane, schon ziemlich ablenkt, sodass ihm die Begegnung mit seiner alten Liebe Marie peinlich ist. Und dann taucht auch noch seine Mutter bei der Lesung auf …

Ein toter Krimi-Autor

Doch all das lässt Leblanc schnell hinter sich, denn er ist verzaubert von Liliane – die aber leider an einer Fortsetzung des Abends nicht interessiert ist. Leblanc hat das dumpfe Gefühl, dass er sich komplett zum Deppen macht (könnte der Leser bestätigen), aber er fühlt sich verhext. Nur gut, dass er zu einem neuen Fall gerufen wird: JPP liegt tot in seiner Hotelsuite. Die gute Nase von Leblancs Assistentin Nadine riecht gleich den Bittermandelgeruch, der den Toten umgibt. Die Untersuchungen zeigen, dass im Calvados, JPPs Lieblingsgetränk, Zyankali war.

Hinter der Maske

Der erste Gedanke lautet „Selbstmord“ – Leblancs widerspricht zunächst nicht, auch wenn er seine Zweifel hat. Warum sollte sich ein Mann wie JPP, gutaussehend, reich, überaus erfolgreich, das Leben nehmen? Doch sobald Leblanc und Nadine die Ermittlungen aufnehmen, erfahren sie, dass JPP hinter seiner Fassade gar nicht so nett war, sondern andere Menschen manipulierte und ausnutzte. Also viele, viele Verdächtige für Leblanc, angefangen von JPPs Verleger, über seine zahlreich anwesenden Kollegen bis hin zu den Frauen, deren Herzen er reihenweise gebrochen haben soll. Leblanc bleibt nichts anderes übrig, als einen Verdächtigen nach dem anderen auszuschließen. Fleißarbeit.

Frühling in Deauville

Was ist es nur, dass dieser Krimi nicht so richtig zündet? Eigentlich hat er doch viele gute Zutaten: mit Deauville eine wunderschöne Kulisse, das Krimifestival ist eine gute Idee, die Figur des Opfers ist interessant, auch das Motiv für den Mord ist außergewöhnlich. Die beiden Detektivfiguren sind sympathisch, auch die Randfiguren wie Marie und Lulu. Und auch wenn dieser dritte Band der Serie wieder eine Verbesserung zu seinen Vorgängern darstellt, fehlt immer noch der zündende Funke. Vielleicht liegt es daran, dass die Figuren insgesamt zu blass bleiben? Leblancs Besessenheit von Liliane macht ihn leider nicht menschlich, sondern lässt ihn wie einen bedauernswerten Idioten dastehen. Auch seine sonstigen Frauengeschichten wirken merkwürdig konstruiert und klischeehaft. Und selbst wenn er einen Abend lesend mit Marie vor dem Kamin verbringt, wirkt das immer noch nicht wirklich lebendig. Fehlt das Menschliche? Wärme? Tiefe?

Unterhaltsam

Trotz allen Potenzials bleibt der Krimi unter seinen Möglichkeiten. Er ist wirklich nett zu lesen, auch halbwegs spannend, der Stil ist glatt, man kann den Krimi schon in einem Rutsch lesen, wenn man gerade die Zeit hat. Aber er ragt nicht aus dem Meer der Regionalkrimis heraus – jedenfalls tut es diese Serie bis jetzt noch nicht. Doch da sich Autorin Sabine Grimkowski bisher mit jedem Band gesteigert hat, können wir für die Zukunft vielleicht noch auf Besseres hoffen …?

Catherine Simon. Bitterer Calvados. Der dritte Fall für Kommissar Leblanc. München: Goldmann, 2017. (Kommissar Leblanc 3)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Mehr zur Autorin und ihrer Krimi-Serie auf der Autorenseite Catherine Simon.

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