Celeste Ng. Kleine Feuer überall
USA

Celeste Ng. Kleine Feuer überall (2018)

Kleine Feuer überall: kleine Feuer gegen Oberflächlichkeit und den schönen Schein … Eine Geschichte vom Erwachsenwerden, von der Liebe zur Freiheit, von der Liebe zu seinen Kindern und gegen scheinheilige Kleinkariertheit.

Shaker Height in Cleveland, Ohio, ist ein Vorzeigeort: Vorschriften regeln das harmonische Zusammenleben, Vorschriften sorgen für ein harmonisches Äußeres der großzügigen Häuser. Die gut situierten Bewohner sind immer noch überzeugt, dass nur sorgfältige Planungen und genaue Regelungen für ein friedliches Miteinander und das Glück jedes Einzelnen sorgen können. Der Plan scheint aufzugehen, die Schulen genießen den besten Ruf, die Bewohner gehören zu den Erfolgreichen.

Perfektes Vorstadtleben

Elena Richardson ist ein typisches Produkt dieser Vorzeigesiedlung. Bereits ihre Großeltern hielten viel von der sorgfältigen Planung, ihre Eltern ebenso. Und auch Elena kann sich kein besseres Leben vorstellen, als ein schönes Haus in Shaker Heights, mit den gewünschten vier gut geratenen Kindern und einem angemessenen Job als Journalistin. Ihre Ziele aus College-Zeiten hat sie erreicht und nie infrage gestellt.

Die Künstlerin

Bis Mia und Pearl Warren in eine Mietwohnung ziehen, die ebenfalls den Richardsons gehört. Mia ist Foto-Künstlerin und zieht mit ihrer Tochter Pearl von einer Stadt zur nächsten. Immer, wenn ein Projekt abgeschlossen ist, packen beide ihre Koffer. Ein Leben in Freiheit und für die Kunst. Mit kleinen Nebenjobs sorgt Mia für ihren Lebensunterhalt. An Shaker Heights reizen sie die guten Schulen und gerne würden Mia und Pearl hier sesshaft werden.

Zwei Welten

Nach und nach ergeben sich die verschiedensten Kontakte zwischen den beiden Familien: Pearl fühlt sich vom „normalen“ Leben der Richardsons angezogen, die Richardson-Kinder sind von Mias einfühlsamer Menschlichkeit eingenommen. Bei den Müttern regt sich leise Eifersucht und als Mia sich in das Adoptionsverfahren von Elenas Freundin Linda einmischt – die ein chinesisch-stämmiges Findelkind adoptieren will -, soll auf einmal die Wahrheit als Mittel der Rache herhalten. Aber auch bei der Wahrheit kommt es auf die Perspektive an und die der jüngsten Richardson-Tochter Izzy stimmt ganz und gar nicht mit der ihrer Mutter überein.

Faszinierende Geschichte über Oberflächlichkeit

Celeste Ng erzählt eine faszinierende Geschichte über den schönen Schein, die mit interessanten Charakteren und einem Stepford-ähnlichen Setting daherkommt. Die Oberflächlichkeit wird auf eine harte Probe gestellt – vielleicht ist das der Punkt, weswegen der Roman solche Erfolge feiern konnte. Tatsächlich ist die Story spannend erzählt, Enthüllungen eingeschlossen, wobei die Perspektive stellenweise extrem auktorial ist, was ich normalerweise nicht besonders mag. Aber trotzdem hat mich die Geschichte gefesselt, vielleicht auch wegen Ngs dramaturgischem Trick, vom Ende der Geschichte her zu erzählen. Wie konnte es zu diesen „kleinen Feuern überall“ bloß kommen? Ob der große Hype wirklich gerechtfertigt ist, würde ich aus literarischer Sicht eher bezweifeln wollen. Aber ganz sicher bietet die Story gute Effekte mit einer gerade modernen Botschaft.

Celeste Ng. Kleine Feuer überall

Celeste Ng. Kleine Feuer überall. München: dtv, 2018. | Little Fires Everywhere. New York: Penguin Press, 2017. Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit.

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