Frankreich

Odile d’Oultremont. Das Mädchen mit den meerblauen Augen (2020)

Eine Liebesgeschichte aus der Bretagne: Junger Mann sieht junges Mädchen und verliebt sich. Das Mädchen hat gerade ihren Vater verloren und sucht nach einem neuen Platz für ihr Leben. Kranführer trifft Friseurin – daraus sind normalerweise Kitschromane gemacht. Diese Geschichte ist definitiv keiner!

Anka lebt in einem kleinen Ort an der bretonischen Küste, ihr Vater ist Küstenfischer und vermittelt auch ihr die Liebe zum Meer. Als allerdings ihr Vater an einem stürmischen Tag vom Ozean verschluckt wird, wird diese Liebe auf den Prüfstand gestellt. Ihre Mutter, Édith, findet ihren Weg der Verdrängung und beginnt, für alle Seeleute Unmengen von Suppe zu kochen, so wie sie es stets für ihren Mann gemacht hatte.

Freiheit im Extrem

Marcus stammt aus dem Süden Frankreichs, das Mittelmehr ist ihm vertrauter als der Atlantik. Doch schon seit Jahren zieht er als Kranführer von einer Baustelle zur nächsten, jetzt ist es eben die Bretagne. Er liebt seinen Beruf, das Gefühl von Freiheit, der Gefahr trotzen zu können, einer der Besten zu sein.

Veränderung

Der Tod ihres Vaters wirft Anka aus der gewohnten Bahn. Sie spürt, dass sie ihr Leben ändern muss, eine neue Stadt vielleicht, ein Umzug nach Paris? Doch da ist noch das Schiff ihres Vaters, die Baïkonour (so auch der Titel im französischen Original), und dann trifft sie Marcus … oder er trifft sie, beinahe …

Eine starke zarte Geschichte

Eine ungewöhnliche und zarte Liebesgeschichte von zwei jungen Menschen, die sich einen besonderen Platz für ihr Leben aussuchen und mit dem anderen jenen Menschen finden, der sie versteht und mit dem sie dieses Leben teilen können. Ein kleines Buch mit einer starken zarten Geschichte, die es schafft, jedes Pathos zu vermeiden und den Kitsch weiträumig zu umgehen – was leider der deutsche Titel nicht so ganz schafft. Schade, die Geschichte hätte Besseres verdient gehabt.

Odile d’Oultremont. Das Mädchen mit den meerblauen Augen. Berlin: Ullstein, 2020. | Baïkonour. Paris, 2019. Aus dem Französischen übersetzt von Marlene Frucht.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

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