England

Ciara Geraghty. Der Tag vor einem Jahr (2010)

Grace O’Brien wacht eines morgens neben dem Neuen aus der IT-Abteilung auf, fest entschlossen, die Nacht zu vergessen. Schließlich war viel Alkohol im Spiel und sie hat einen Freund, auch wenn der gerade in London lebt. Allerdings klappt das Vergessen nicht besonders gut …

Grace ist Ende 20, groß und nicht besonders schlank, mit roten Haaren und Sommersprossen. Sie ist chaotisch, raucht und trinkt gerne, hat einige sehr gute Freunde. Seit dem Ende ihrer Schulzeit bereits arbeitet sie bei einer Versicherung, eine Karriere hat sie nie geplant, wichtiger sind Ausgehen, Shopping und ihr toller Freund Shane, der sie allerdings nicht so ganz zu schätzen weiß.

Patricks Tod

Bis hierhin hört sich noch alles nach einer Aneinanderreihung von Klischees an, Bridget Jones lässt grüßen. Aber Grace hat noch andere Seiten: Sie kann den Tod ihres Bruders vor einem Jahr immer noch nicht akzeptieren. Bei einem gemeinsamen Urlaub hat Patrick seine kleine Schwester aus dem Meer gerettet und ist dabei selber ertrunken. Nicht nur fehlt ihr der Bruder, mit dem sie ein sehr enges Verhältnis verband, sondern sie gibt sich selber die Schuld an seinem Tod. Wie auch ihre Mutter, der Grace ein ständiger Dorn im Auge zu sein scheint. Die beiden Schwestern Jane und Clare verstehen sich allerdings sehr gut mit Grace, ein großer Trost, besonders wo demnächst die Hochzeit der Jüngsten, Clare, und der Jahrestag von Patricks Tod anstehen.

Die Männer

Graces Freund Shane spielt die Rolle des bad boy, er meldet sich nicht oft, wünscht sich, sie würde abnehmen usw. Seit der Nacht mit Bernard, dem Computernerd, der doch ganz ungeahnte Seiten hat, nimmt Graces Abhängigkeit von Shane immer mehr ab. Bernard sieht Grace wirklich an, er versteht sie, kümmert sich – dann allerdings verliebt sich Graces Mitbewohnerin Caroline in Bernard und alles wird noch komplizierter.

Mehr als Klischees

Was sich überwiegend nach einem weiteren seichten Roman für junge Frauen anhört, in der die üblichen Klischees bedient werden, hat doch auch andere Seiten, die wirklich berühren und nicht nur an der Oberfläche plätschern. Allerdings sind fast 560 (Taschenbuch-)Seiten doch reichlich viel für den Stoff und man wünscht sich insgesamt eine etwas straffere Erzählweise, auf ein paar der – zugegeben netten – Details hätte die Autorin verzichten können. Doch wer ein wenig Geduld hat, kann herrlich eintauchen in Graces Welt, in der am Ende natürlich alles wunderbar in Ordnung kommt.

Ciara Geraghty. Der Tag vor einem Jahr. München: Heyne, 2010. | Saving Grace. London: Hodder Headline, 2008. Übersetzung Andrea Hahn.

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