Roman, USA

Claire Lombardo. Der größte Spaß, den wir je hatten (2019)

Eine amerikanische Familiengeschichte mit Blick für Details und erzählerischem Können.

Tatsächlich kann wohl eine glückliche Ehe der Eltern für die Kinder auch zur Belastung werden. Jedenfalls ist es so für die vier Sorensen-Töchter in diesem Roman der amerikanischen Autorin Claire Lombardo. Die Eltern Marilyn und David sind seit 40 Jahren zusammen glücklich, immer noch sind sich die beiden sehr nah und genießen das Zusammensein. Ein Vorbild, das es den Töchtern schwermacht, denn es scheint unerreichbar.

Die Töchter

Die Älteste, Wendy, war als Teenager vor allem Rebellin, fand dann doch eine große Liebe – nur um jetzt, früh und reich verwitwet, mit Alkohol gegen die Verbitterung anzukämpfen. Die Zweitälteste, Violet, hat ihr Ehrgeiz bis zur erfolgreichen Anwältin gebracht, doch jetzt ist sie perfektionistische Vollzeitmutter und ihr Mann Matt macht die Karriere. Liza ist gerade zur Professorin ernannt worden, als sie feststellt, dass sie schwanger ist. Allerdings versinkt der angehende Vater, mit dem sie zusammenlebt, in Depressionen und sie fühlt sich nur massiv überfordert. Und die Jüngste, Grace, Nachzüglerin der Familie, fühlt sich als absolute Versagerin, weil es ihr nicht gelingt, einen Studienplatz zu bekommen. Der Familie spielt sie vor, längst Jura zu studieren, dabei schlägt sie sich mit einem blöden Job gerade so durch.

Der Sohn/Enkel

In dieses Szenario platzt Jonah, der 15-jährige Sohn von Violet, den diese direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben hatte. Außer Wendy weiß niemand in der Familie von seiner Existenz – und Wendy ist es auch, die ihn aufspürt und einlädt. Da Jonahs Adoptiveltern schon vor Jahren tödlich verunglückt sind, lebt er gerade bei Pflegeeltern, die aber auswandern wollen … Violet will sich zwar ihr Leben nicht von Jonah durcheinanderbringen lassen, aber Wendy nimmt ihn bei sich auf. Allerdings ist sie den Umgang mit Kindern – oder Teenagern – nicht wirklich gewohnt.

Großes Panorama

Die Autorin erzählt überwiegend auf zwei Zeitebenen aus wechselnden Perspektiven: Einmal die Gegenwart und damit die Geschichte Jonahs und den Umgang der verschiedenen Familienmitglieder mit ihm, zum anderen die Geschichte von Marilyn und David von ihrem Kennenlernen an. Durch die unterschiedlichen Persepektiven wird das Erzählte noch abwechslungsreicher und es entfaltet sich ein großes Panorama einer Familie.

Wer moderne Familiengeschichten mag, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten!

Claire Lombardo. Der größte Spaß, den wir je hatten. München, dtv 2019. | The Most Fun We Ever Had. New York, Doubleday 2019. Übersetzung Sylvia Spatz

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