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Delia Owens. Der Gesang der Flusskrebse (2019)

Monatelang stand der Roman auf allen Bestsellerlisten: Ein Roman über eine außergewöhnlich schwierige und doch reiche Kindheit, über einen Mord und den Prozess, über die Wunderwelt der Natur. Eine berührende und bei aller Einsamkeit zu Herzen gehende Geschichte. Bitte lesen!

Die kleine Kya lebt mit ihrer Familie in den Sümpfen, hier ist das Leben billig, mit einem Vater, der trinkt, ist das mehr als notwendig. Als Kya sieben Jahre alt ist, verlässt ihre Mutter die Familie, Kya schaut ihr voller Sehnsucht hinterher und wartet fortan auf ihre Rückkehr. Doch stattdessen machen sich nach und nach auch ihre beiden älteren Schwestern und die beiden Brüder auf den Weg und lassen Kya mit dem Vater zurück. Mit einem unberechenbaren und brutalen Mann.

Frühes Erwachsenwerden

Kya lernt schnell, sich anzupassen, bringt sich kochen bei, um nicht zu verhungern, bemüht sich, den Vater nicht gegen sich aufzubringen. Tatsächlich gelingt es ihr, dass der Vater sie in seinem Boot mitnimmt auf die Lagunen, die ihr Sumpfgebiet umgeben. Ein kurzer Frieden nur, denn bald ist auch der Vater weg. Ihn vermisst Kya nicht. Längst hatte sie ja eigentlich für beide gesorgt, hat mit Muschelsammeln ein bisschen Geld für das Nötigste verdient.

Natur gegen Einsamkeit

Sehnsucht nach der Mutter und ihrem Bruder Jodie und die große Einsamkeit bestimmen Kyas Leben in der Hütte im Sumpf. Mit einem Essen gelingt es der Schulinspektorin, Kya für einen Tag in die Schule zu locken, aber die Ablehnung der anderen ist zu groß. Im Ort ist Kya nur das „Marschmädchen“, man begegnet ihr mit Misstrauen und Kya hält sich auch lieber fern. In der Natur findet sie Trost, Tiere und Pflanzen werden zu ihren Freunden, Kya wird ein Teil von ihnen.

Mord

Jahre später wird Chase Andrews tot unter dem Feuerwehrturm gefunden, der Sheriff findet mehr und mehr Hinweise auf einen Mord. Ein zweiter Erzählstrang nimmt diese Geschichte auf, während die Haupthandlung langsam auf diesen Zeitpunkt zuläuft und die Leserin erfahren kann, wie es zu diesem Tod kam, was den jungen Mann mit Kya verband …

Einfühlsam und verzaubert

Delia Owens ist von Haus aus Biologin, ihre Liebe zur Natur merkt man in jeder Zeile dieses Romans. Sie beherrscht das Buch, schafft eine Atmosphäre von Heimat auf ganz unerwartete Weise. Daneben gelingt Owens aber auch ein wunderbares und einfühlsames Porträt eines außergewöhnlichen Mädchens, eine Geschichte vom Erwachsenwerden, wie wir sie noch nie gelesen haben. Das ist einfach nur wunderschön erzählt – und kann hoffentlich bei dem einen oder der anderen bewirken, dass auch wir wieder mehr Aufmerksamkeit für die Natur um uns herum übrig haben und wir uns Gedanken machen, wie wir am besten mit ihr und in ihr leben können. – Und nicht mehr gegen sie.

Delia Owens. Der Gesang der Flusskrebse. München: Hanser Literaturverlage, 2019. | Where the Crawdads Sing. USA, 2018.

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