Dänemark, Krimi

Dennis Jürgensen. Gezeitenmord – Teit/Lehmann 1 (2022)

Ein neues deutsch-dänisches Ermittlerduo in seinem ersten Fall, dieses Mal von einem dänischen Autor. Ein Toter im Watt, ein verschwundener Junge, weitere Morde und der alte Fall eines Mädchens, das spurlos verschwand – das ergibt bei Dennis Jürgensen einen hochspannenden Krimi, der auch noch mit Humor punkten kann.

Bei einer Vogelbeobachtungstour mit seinem Lehrer Lasse findet der elfjährige Villads einen Toten, kurz darauf wird Lasse niedergeschlagen und der Junge verschwindet. Die lokale Polizei ist überfordert, ihnen geht auch immer noch der ungelöste Fall der kleinen Rosa nach, die vor etwas mehr als einem Jahr verschwand. Deshalb schickt Kopenhagen die Kriminalassistentin Lykke Teit, die vor Ort gemeinsam mit ihrem Flensburger Kollegen Rudi Lehmann die Ermittlungen leiten soll.

Ein alter Bekannter

Das ungleiche Ermittlerduo versteht sich gleich blendend, allerdings dauert es ein wenig, bis Lykke verrät, dass sie den Toten aus dem Watt kannte: ein Kleinkrimineller, der sich vor etwa einem Jahr in das Mellum flüchtete, um Kopenhagener Schuldeneintreibern zu entgehen. Kurz vor seinem Tod hat er auch noch eine SMS mit einer Art Hilferuf an Lykke geschickt. Deshalb ist sie davon überzeugt, dass in der erwähnten Schachtel die Lösung des Falles liegt. Dort wo ist sie? Und nicht nur die Ermittler scheinen auf der Suche nach ihr zu sein.

Der Fall Rosa

Auch der „Fall Rosa“ steht mit den aktuellen Ereignissen in Zusammenhang, sind die Ermittler sicher. Bei Rosas Verschwinden wurden nur ihre Schuhe gefunden, ordentlich aufgestellt, wie dies auch bei einem Mädchenmörder der Fall war, der allerdings inzwischen in der Geschlossenen sitzt. Kann er irgendwie mit dem Fall zu tun haben oder wenigstens Informationen liefern? Bei Rosas Verschwinden war er schon nicht mehr auf freiem Fuß, aber es gab noch ein verschwundenes Mädchen, bei dem man ihm die Schuld nicht eindeutig nachweisen konnte.

Hochspannung

Insgesamt hat der Autor hier einen tollen Fall konstruiert, zwar teilweise grausam, aber dann auch wieder sehr menschlich. Alles ist logisch und stringent erzählt, immer wieder mit Humor aufgelockert, der vor allem das Miteinander der beiden Ermittler bestimmt. Natürlich tragen die beiden ihre persönlichen Tragödien mit sich herum, die sie sich in zwei Szenen gegenseitig erzählen – aber das wird auch nicht zu breit ausgewalzt, sodass es der Spannung keinen Abbruch tut.

Also ein klasse Krimi und ein sehr gelungener Serienauftakt, der die Messlatte für weitere Bände ziemlich hoch legt.

Dennis Jürgensen. Gezeitenmord. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2022. | Mand uden ansigt. Kopenhagen: Politikens Forlag, 2021. (Teit/Lehmann 1) Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg

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