Deutschland, Krimi

Eva Völler. Helle Tage, dunkle Schuld – Carl Bruns 1 (2023)

Ein Krimi aus Essen im Jahr 1948, samt alten Nazischergen und Nachkriegselend.

Nachdem er während der Nazizeit unter Tage arbeiten musste, durfte Inspektor Carl Bruns endlich in seinen Beruf als Kriminalbeamter zurückkehren. Sein neuster Fall ist erst einmal nicht sonderlich spektakulär: Eine ältere Frau ist aus ihrem Fenster gestürzt. Es besteht der Verdacht, dass jemand nachgeholfen hat, und der erste Verdächtige ist ihr Sohn Arnold Hoffmann, der nach einem Massaker kurz vor Kriegsende immer noch von den Alliierten gesucht wird. Angeblich wurde er vor Kurzem in der Nähe des Hauses gesehen. Das behauptet zumindest Schneider, Carls ehemaliger Chef, der als strammer Nazi für seinen Rauswurf gesorgt hatte.

Alte Liebe

Auf der Suche nach Arnold Hoffmann findet Carl seine alte Jugendliebe wieder. Anne arbeitet als Krankenschwester und bringt so ihre beiden jüngeren Schwestern und den Neffen Emil durch. Der ist Hoffmanns Sohn, denn Anne Schwester Frieda ist immer noch mit ihm verheiratet. Nachdem er sie allerdings krankenhausreif geprügelt hatte, ist die kleine Familie nach Köln geflüchtet. Doch jetzt hat Emil das Haus von seiner Großmutter in Essen geerbt, eine eklatante Verbesserung gegenüber dem feuchten Keller eines zerbombten Hauses in Köln.

Bewacht

Zurück in Essen kommen sich auch Carl und Anne wieder näher, die allerdings auch eine Verbindung zu Hoffmann hat, die sie für sich behält. Als dann ein Arzt ermordet wird, der Anne belästigen wollte, sind sie und Carl sich sicher, dass Arnold Hoffmann in der Nähe ist und die Familie genau im Auge behält. Polizeischutz ist schwierig mit den begrenzten Mitteln der Truppe, noch ist auch eine Bewaffnung nicht selbstverständlich.

Die Frage der Schuld

Die Krimi-Spannung kann zwar vom Tempo nicht mit moderneren Zeiten mithalten, aber dafür sorgt das authentische historische Ambiente für eine ausgesprochen interessante und anregende Lektüre. Carls ehemaliger Chef Schneider will wieder zurück ins Amt – wie würden wir damit umgehen? Die Alliierten gewähren den deutschen mehr und mehr Eigenständigkeit, die Polizei soll wieder in deutsche Hand übergehen. Aber wie all die Lücken füllen, wenn alle Nazis Berufsverbot bekämen? Da bekommt so manch einer einen Persilschein, der in Carls Augen mehr als ein ungefährlicher Mitläufer war. Doch mit der Schuld ist es so eine Sache …

Unbedingt lesen

Man merkt, dass die Autorin, Juristin und ehemalige Richterin, zum einen gut recherchiert hat und es zum anderen versteht, die Lebensumstände der Zeit für uns lebendig zu machen. Herausgekommen ist ein hervorragender Roman, der weit mehr ist als ein Krimi, der einen Schuldigen für den aktuellen Mordfall sucht. Unbedingt lesen!

Eva Völler. Helle Tage, dunkle Schuld. München, Droemer 2023. (Carl Bruns 1)

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