Deutschland, Krimi

Felicitas Mayall. Hundszeiten – Laura Gottberg 5 (2008)

Seit Wochen ist München fest in den Klauen einer Hitzewelle, die die Atmosphäre in vielerlei Hinsicht zum Glühen bringt. Grillfeste und stumme „Streifen“ von Neonazis heizen die Stimmung in der Stadt auf, als Obdachlose ermordet werden, bekommt Hauptkommissarin Laura Gottberg Arbeit.

Während ihre Kinder zu Sprachferien in England sind, versucht Kommissarin Laura Gottberg das Alleinsein zu genießen und sich die Hitze erträglich zu machen. Beides gelingt ihr nicht wirklich und sie fühlt sich dünnhäutiger als gewöhnlich. Auf einem frühmorgendlichen Spaziergang freundet sie sich mit dem Obdachlosen Ralf an, einem im Grunde sympathischen, etwas naiven jungen Mann, der sich mit einem Anhänger in einer Fußgängerunterführung niedergelassen hat.

Die Opfer: Obdachlose

Als der Tod eines Obdachlosen gemeldet wird, fürchtet Laura, dass es sich um ihren neuen Bekannten handelt. Dass der Tote dann ein älterer Mann ist, macht es für sie nicht unbedingt besser, denn sie spürt den Widerwillen vieler Kollegen, Arbeit in die Ermittlung des Täters zu investieren. Laura dagegen ist berührt von dem kleinen Einblick in die Hoffnungen des Ermordeten, den sein Freund misstrauisch und widerwillig gewährt. Als Hauptverdächtige hat Laura eine ganze Gruppe von Neonazis, die in der letzten Zeit München unsicher macht. Ob ihr „Anführer“ irgendetwas mit dem Mord zu tun hat?

Ein alter Fall: Dobler

Auch ein älterer, noch nicht gelöster Fall beschäftigt Laura weiterhin: Die Ermordung des über 90-jährigen Gustav Dobler. Diesen Fall hatte sie im letzten Band, Wolfstod, in den Händen ihres Mitarbeiters zurückgelassen, als sie nach Siena musste. Gelöst wurde der Fall noch nicht … Jetzt häufen sich die Hinweise auf die Nazi-Vergangenheit Doblers. Zwei Zeitgenossen Doblers, natürlich selber schon betagt, berichten Interessantes: Scheinbar hat Dobler jeder Macht eifrig gedient und viele Menschen verraten, sowohl an die Nazis, als auch nach dem Krieg an die Amerikaner. Kann es sein, dass sich jemand nach so vielen Jahren noch rächen wollte?

Persönlich

In beiden Fällen gelingt es Laura nicht, eine professionelle Distanz zu wahren, ihre Sympathien für den Obdachlosen Ralf und einen der betagten Zeugen, machen diese Fälle zu einer sehr persönlichen Angelegenheit. Auch die fast apokalyptische Stimmung in der Stadt setzt Laura zu und so bittet sie ihren Freund Angelo Guerrini dieses Mal ganz privat um Hilfe. Der italienische Commissario eilt nach München und versucht vorsichtig, Laura zu unterstützen.

Emotional und bedrohlich

Die Verknüpfung zweier Fälle, davon einer, der im vorherigen Band nicht gelöst werden konnte, ist wieder sehr intelligent und auch emotional gelungen. Die bedrohliche Atmosphäre durch die extreme Hitzewelle und die gesteigerten Aggressionen überall ist sehr eindrucksvoll, der Autorin gelingt eine bedrückende Realitätsnähe. Ohne Probleme kann man auch Lauras eher untypisches Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung nachvollziehen – und verzeiht der Autorin wegen der eindrucksvollen Schilderungen ohne Weiteres, dass es in diesem Band ausnahmsweise keine Verbindungen des Falles nach Italien gibt.

Felicitas Mayall. Hundszeiten. Laura Gottberg ermittelt. Reinbek: Rowohlt, 2008. (Laura Gottberg 5)

Mehr zur Autorin und ihrer Krimireihe auf der Autorenseite Felicitas Mayall.

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